55 Zimmer, 55 Module: Ludwigsburg bekommt ein neues Garni-Hotel in der Unteren Stadt. Das Haus wird komplett aus Holz gebaut und soll im März öffnen.

Ludwigsbur - Ein Haus vollständig aus Holz zu bauen, gilt zurzeit als fortschrittlich. Wer dann auch noch alles in Modulbauweise fertigen lässt, darf sich sicher zur Avantgarde zählen. Doch manchmal werden die Verfechter neuer Ideen mehrfach gebremst – zum Beispiel von einer Stadtverwaltung. So geschehen im Fall eines neuen Hotels in der Ludwigsburger Bauhofstraße nördlich des Marstallcenters.

 

Fünf Tage Bauzeit

„Es hat vier Jahre gedauert, bis wir unsere Idee von einem nachhaltigen Hotel umsetzen konnten“, sagt der Geschäftsführer Harald Kilgus, der auch das Boardinghaus Campus Zwei in der Stadtmitte betreibt. Verglichen damit ist eine Aufbauzeit von fünf Tagen nachgerade sensationell. So lange hat es gedauert, um die Module für 55 Zimmer mit einem Kran an Ort und Stelle zu hieven und miteinander zu verbinden.

Der Spatenstich für die neue Herberge in der Unteren Stadt war im März, der Hauptteil der Arbeit aber wurde andernorts erledigt: In Fließbandarbeit in einer großen Fabrikhalle. Dort haben nicht nur Schreiner und Designer zusammengearbeitet, sondern auch Elektriker und Klempner alle für die Infrastruktur nötigen Teile montiert. „Damit spart man Zeit und Arbeiter“, sagt Christian Kaufmann, der Geschäftsführer der österreichischen Fertigungsfirma Kaufmann Bausysteme GmbH in Kalwang.

Problemzone Dach

Das Haus sei CO2-neutral, sagt Kilgus, und sei damit das erste seiner Art in Ludwigsburg. Nachdem nun die 55 Einzelzimmer, die in 55 einzelnen Modulen angeliefert worden sind, aufeinander geschichtet sind, soll das Haus im März bezugsfertig sein. Die Verzögerungen im Vorfeld hatten vor allem mit der Außengestaltung zu tun. Trotz moderner Holzbauweise sollte sich das fünfgeschossige Gebäude an der Bauhofstraße gut in die Umgebung einfügen. so zumindest der Wunsch der Stadträte. Die Bauherren aber wollten kein klassisches Walmdach und schon gar keine roten Ziegeln als Dachverkleidung. Auch das Dach sollte wie die Fassade Holz zeigen.

Darum wurde das Bauprojekt, zu dessen Vorzügen gerade schnelle Fertigung und Flexibilität zählen, ein Fall für den Gestaltungsbeirat. Schließlich legte das Stuttgarter Büro Von M einen leicht korrigierten Entwurf vor, der auch die Kritiker im Gemeinderat überzeugte. Dass das Hotel danach trotzdem noch immer nicht gebaut wurde, lag an den Geldgebern. Auf halber Strecke war ein Investor abgesprungen.

Inzwischen gibt es einen neuen Investor. Doch der ursprünglich mit vier Millionen Euro kalkulierte Bau wird nun voraussichtlich sechs Millionen Euro teuer. Da das Dach leicht geschrägt ist, musste der Hersteller von seinem Modulkonzept abweichen. So gut sich die Holzbauweise bewährt habe, sie sei nicht für alle Vorhaben geeignet, merkt Christian Kaufmann selbstkritisch an. Bisher gebe es gute Erfahrungen bei Hotels und Wohnheimen.