Das am Mittwoch beschlossene Zivilschutzkonzept fordert schnellere Alarmwege. In Stuttgart muss die Feuerwehr allerdings noch mit Durchsagen und Meldungen in Radio und Fernsehen vor Gefahren warnen.

Stuttgart - 1994 waren die Zeiten friedlich, der Kalte Krieg überwunden. Das Amt für Zivilschutz wurde aufgelöst, die Aufgaben an die örtliche Branddirektion übertragen. Laut neuem Zivilschutzkonzept soll die Feuerwehr Bürger schneller alarmieren, doch das ist nicht so einfach. „Wir haben bis jetzt weder vom Bund noch vom Land Weisungen bekommen, dass und wie wir das künftig machen sollen“, sagt Stadtdirektor Frank Knödler.

 

Die früher üblichen Sirenen hat der Bund in den 1980er Jahren verstummen lassen, die üblichen Informationswege wie Lautsprecherdurchsagen oder Meldungen durch die Medien mussten seither reichen. „Wir warten auf ein modernes Alarmsystem“, sagt der Amtsleiter und Feuerwehrchef. Momentan erprobt das Land Baden-Württemberg das so genannte Nina-Warnsystem, eine Notfall-Informations- und Nachrichten-App, die als offizieller Informationskanal des Bundes dient. Im September soll sie starten.

Dass die Feuerwehr im Einsatz selbst soziale Medien bedient – wie es die Polizei jüngst beim S-Bahn-Stillstand im Stuttgarter Innenstadttunnel getan hat – ist laut Brandschutzdirektor in der momentanen Personalsituation nicht machbar: „Das geht nur mit zusätzlichen hauptamtlichen Kräften.“ Kurzmeldungen auf allen Kanälen und von unterschiedlichen Einsatzkräften betrachtet Knödler mit Skepsis. Er plädiert bei Einsätzen für deren Koordination.

47 Schutzbauten, so genannte Bunker, sowie 400 Stollen, gab es in Stuttgart zur Zeit des Kalten Kriegs, 75 000 Menschen sollten im Notfall darin Zuflucht finden. Die Stollen sind zum Großteil aufgefüllt, verfallen oder nicht mehr zugänglich, einige Bunker sind noch zu besichtigen. Die Bunker gehören der Stadt, denn der Bund, zuständig für den Zivilschutz im Kriegsfall, hat sie sukzessive außer Dienst gestellt. Einer davon lag zentral unterm Rotebühlplatz, 30 Meter unter der S-Bahn. Strom, Wasser und Luft hätten zwei Wochen halten, der Bunker 4500 Menschen vor Trümmern, radioaktiven Niederschlägen, biologischen und chemischen Kampfstoffen schützen sollen.

Bunker geräumt, Stollen verfallen

Der Bund stellte 2008 sein Schutzbautenprogramm ein, die Stadt ließ auf eigene Rechnung keine Reparaturen mehr vornehmen. Für den Erhalt der kuriosen Zuflüchte in der Unterwelt setzt sich heute der Verein Schutzbauten Stuttgart ein, einige stehen bei der Langen Nacht der Museen oder punktuell jeden letzten Sonntag im Monat zur Besichtigung offen.