ZOB in Stuttgart-Degerloch Der Knotenpunkt platzt aus allen Nähten

In Degerloch gibt es Ärger wegen einer verlegten Bushaltestelle. Der Grund: Am Zentralen Omnibusbahnhof geht der Platz aus. Er ist eine Drehscheibe, die den Anforderungen einer Verkehrswende kaum mehr gewachsen ist. Was die SSB dazu sagt.
Degerloch - Busse brauchen Haltestellen. Und die werden an manchen Orten knapp. Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Stuttgart-Degerloch ist an seine Grenzen gestoßen, seit die neue Expressbuslinie X 4 im Dezember 2020 eingeführt worden ist. Um für den neuen Schnellbus Platz zu schaffen, mussten die Linien 70 und 71 in Richtung Hoffeld und Asemwald/Schönberg vom ZOB weichen. Ihre Haltestelle befindet sich jetzt an der Löffelstraße, besser bekannt als Stadtautobahn, als Schneise zwischen hüben und drüben. Weil es Beschwerden hagelt, ist die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) dabei, eine andere Lösung zu finden.
Einer von denen, die sich die Busverkehrslage in Degerloch anschauen, ist Nils Himmelmann. Er ist bei der SSB Unternehmensbereichsleiter Betrieb und bestätigt, dass aus dem ZOB in Degerloch herausgeholt wird, was herauszuholen ist, mehr geht nicht. Er ist im Jahre 1991 gebaut worden; an den fünf Bussteigen halten in der Stunde bis zu 26 Busse mit Aufenthaltszeiten zwischen acht und 30 Minuten. Himmelmann würde sagen, dass der ZOB der zweitgrößte Knotenpunkt auf den Fildern ist, nach Bernhausen. Hier treffen sich Bus, Stadtbahn, Zacke und Fernbus.
Der ZOB in Degerloch ist eine Endstation und auch Puffer
Die Schwierigkeit: Der ZOB in Degerloch ist eine Endstation, während Busse an Unterwegshaltestellen nur bei Bedarf kurz rechts ranfahren, ist die Endhaltestelle auch der Puffer für Verzögerungen beim Fahrplan oder einer Busfahrer-Pause. Heißt, da stehen inzwischen etliche Busse herum. Und der Platz ist endlich. „Das System Bus stößt an seine Grenzen“, sagt Nils Himmelmann. Das hat auch mit dem Mehr an Autoverkehr zu tun, in dem die Busse zwangsläufig stecken. Die Stadtbahn hingegen sei ein System für sich, weitgehend abgekoppelt vom restlichen Verkehr. Die Stadtbahn sei aktuell auf den Fildern ein großes Thema, sagt er. Die U 6 wird in Richtung Flughafen ausgebaut, aber auch der Ausbau der U 5 von Leinfelden nach Echterdingen oder neue Stadtbahnverbindungen in Vaihingen oder über Birkach nach Hohenheim. Wobei diese Projekte unterschiedlich konkret sind.
Um die Verkehrswende zu gestalten, setzt die SSB auf beides – auf Busse und Stadtbahnen, sagt Nils Himmelmann. Busse haben den Vorteil, dass sie Orte erreichen, an die keine Schienenwege führen, aber sie teilen sich eben die Straße mit anderen. Doch hier tue sich viel, sagt er. In Stuttgart gebe es 435 Ampeln, an denen Busse im Stadtverkehr vorbeikämen, 377 von ihnen hätten Stand Ende 2020 eine Bevorrechtigung für Busse.
Die Infrastruktur müsste wachsen
Grüne Wellen bringen den Bussen allerdings auch nichts in Sachen Platzmangel wie in Stuttgart-Degerloch. „Die Infrastruktur müsste wachsen“, sagt Nils Himmelmann. Das ist nicht einfach, denn in einer Stadt wie Stuttgart – und auch in Degerloch – kommt man schnell anderen Nutzern in die Quere. Deshalb ist der Expressbus X 4 wohl erst einmal die letzte neue Linie, die Degerloch zusätzlich ansteuern wird. Daher sei es auch so knifflig, die Linien 70 und 71 wieder zurück an den ZOB zu holen. Und vor allem weg von der B 27.
Die ungeliebte Bushaltestelle an der Bundesstraße sei übrigens eine bestehende Haltestelle, berichtet Nils Himmelmann. Allerdings bis vor Kurzem nur für Nachtbusse und für Busse zu Publikumsmessen, also eine Art Sonderhaltestelle. Wie schlecht sie sich für den täglichen Gebrauch eignet, zeigt der derzeitige Widerstand in Degerloch und drum herum. Was als Luftlinie wie ein Katzensprung aussieht, ist in Wirklichkeit eine kleine Odyssee. Weil die Schnellstraße den Busfahrgästen den Weg zerschneidet und ihnen einen Umweg über Treppen zumutet. Für viele Ältere eine echte Last.
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