Am Mittwochabend hat sich am Ludwigsburger ZOB ein ungewöhnlicher Unfall ereignet, an dem drei Linienbusse beteiligt waren. Wie unübersichtliche ist die Situation am Zentralen Omnibusbahnhof? Was sagen Busfahrer – und sieht die Stadt Handlungsbedarf?

Ludwigsburg : Anna-Sophie Kächele (ask)

Wenn man mit Busfahrern am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) Ludwigsburg über den Unfall diese Woche spricht, blickt man in ratlose Gesichter. Weshalb es zu dem Zusammenstoß kam, in den drei Linienbusse verwickelt waren, weiß keiner von ihnen. Wenn sie dann aber von ihrem Berufsalltag sprechen, wird schnell deutlich: Busfahrer stehen häufig unter immensem Zeitdruck – und genau dann kann es zu Unfällen kommen.

 

Busfahrer kommt schwer verletzt in ein Krankenhaus

Was war geschehen? Ein 39-jähriger Busfahrer übersieht am Mittwochabend beim Linksabbiegen mutmaßlich den Bus eines Kollegen, es kommt zum Zusammenstoß, durch die Wucht des Aufpralls wird der erste Bus auf einen entgegenkommenden Linienbus geschoben. Dabei wird der 39-Jährige schwer verletzt. Die beiden anderen Fahrer und rund 20 Fahrgäste bleiben unverletzt.

„Wie ist das passiert? Ich bin schockiert“, sagt ein Busfahrer, der einen Abend später am ZOB steht. Um ihn herum herrscht emsiges Treiben um die 18 Haltestellen herum. Braucht es am Busbahnhof eine Entzerrung, eine geänderte Verkehrsführung? „Wenn man gut aufpasst, dann passiert eigentlich nichts“, sagt der Fahrer weiter. Wobei – sie seien eben keine Roboter und der Job sei anstrengend.

„Der Bahnhof ist zu klein für die vielen Busse“

Wenige Meter entfernt vor dem orientalischen Imbiss stärken sich zwei Busfahrer. Einer von ihnen hat kaum Zeit, die Verspätung von seiner vorherigen Fahrt geht direkt von seiner Pausenzeit ab. Bei Dunkelheit sei es am ZOB schon gefährlich, sie müssten ihre Augen überall haben, erzählen sie. Der Bahnhof sei zu klein für die vielen Busse. Ein weiteres Problem: die Myliusstraße. Sie sei zu eng, Transporter und Pkws stünden häufig im Weg und sie bräuchten für den Weg zwischen Arsenalplatz und ZOB zu lange.

Busfahrer sagen, die Myliusstraße sei zu eng. Foto: Simon Granville

Private Pkws dürfen nur ein Stück durch die Straße fahren, im Busbahnhof selbst seien nur Busse und Taxis erlaubt. „Manchmal fahren hier trotzdem welche durch, teilweise mehrere hintereinander“, erzählt ein anderer Busfahrer verärgert. Während er spricht, beobachtet er den Verkehr. In der Kurve zur Myliusstraße muss ein Taxifahrer, der wenden möchte, immer wieder halten, um Menschen über die Straße zu lassen. Im Minutentakt kommen neue Busse an. „Sie sehen ja, wie es hier zugeht“, sagt er. In seinen Augen wurden die Fahrpläne nicht angemessen an das Verkehrsaufkommen angepasst.

Umgestaltung des ZOBs startet Ende 2025

Carry Greiner, Geschäftsführerin der Ludwigsburger Verkehrslinien Jäger, gibt auf Nachfrage bekannt, dass die Fahrpläne 2020 aktualisiert wurde, die Anzahl der Busse habe in den letzten Jahren nicht zugenommen. „Was wir bemängeln, ist der Pavillon, weil er an dieser Stelle die Sicht nimmt“, sagt sie hinsichtlich des Unfalls. Sie sei aber positiv gestimmt, dass es nach dem Umbau des ZOB kein Problem mehr geben werde. Wobei auch sie sagt: Jedes private Auto ist ein Störfaktor und auch Fahrradfahrer, die den Bahnhof unaufmerksam kreuzen, sind für die Fahrer schwierig zu handhaben. An der Verkehrsführung lasse sich aufgrund der Linien und Haltestellen nichts ändern.

Die Stadt teilt mit, in Sachen Planungen für den Umbau des ZOB im intensivem Austausch mit Busbetreibern, dem Fachbereich Sicherheit und Ordnung und der Polizeibehörde zu sein. Der 40 Millionen Euro teure Umbau des ZOBs wurde Mitte des Jahres noch einmal verschoben. Das Großprojekt soll erst anstehen, wenn die Arbeiten am Kreisel an der Sternkreuzung abgeschlossen sind. Das wird Ende 2025 der Fall sein. Die auf rund drei Jahre ausgelegte Bauzeit ist in fünf Phasen aufgeteilt. Als erstes soll die Gebäudezeile entlang von Gleis 1 abgerissen werden.

Ludwigsburger ZOB ist kein Unfallschwerpunkt

„Wir haben bisher von keiner Stelle Bedenken zum aktuellen Sicherheitsstatus erhalten und sehen daher keinen Handlungsbedarf im Hinblick auf die Veränderung der Verkehrsführung“, sagt ein Sprecher der Stadt. Auch die Polizei sieht dafür keine Notwendigkeit. Seit Beginn des Jahres habe es im Bereich des Bahnhofes eine Handvoll Unfälle gegeben, alle ohne schwere Folgen.

Der Ludwigsburger Busbahnhof ist also kein Unfallschwerpunkt – trotz des hohen Fahrgastaufkommens und der vielen Busse. „Es ist immer eng, aber wir sind Profis“, sagt ein Busfahrer. Für die Fahrgäste seien sie trotzdem häufig „der letzte Depp.“ Die Wertschätzung , so scheint es, bleibt im wahrsten Sinne des Wortes häufig auf der Strecke.