Von wegen lustig: beim Ludwigsburger Fanfarenzug Alte Kameraden haut man sich derzeit gegenseitig Vorwürfe um die Narrenkappen. Es geht ums Geld. Die Vorsitzende hat einen Anwalt eingeschaltet.

Ludwigsburg - Wer meint, bei den Narren ginge es immer heiter zu, der irrt gewaltig. Jedenfalls, wenn es sich um die Alten Kameraden handelt: In dem traditionsreichen Verein setzen sich die Mitglieder derzeit gegenseitig die Narrenkappe auf und schimpfen übereinander.

 

Der Ausgangspunkt für den seit Mitte des vergangenen Jahres schwelenden und nun eskalierten Streit ist die für zahlreiche Mitglieder unbefriedigende Arbeit der seit Mai 2016 amtierenden Vorsitzenden Brigitte Petrovits. Beispielsweise gewähre sie keinem Einblick in die Finanzen, klagt auch der ehemalige Präsident Tommy Manhalter. „Sie hat mehrere Treffen abgesagt und sagt, dass sie nicht zur Auskunft verpflichtet sei“, berichtet er. Ein umfangreicher Schriftverkehr belege, dass man versucht habe, ein Treffen zu arrangieren.

Einmal habe Petrovits selbst per Einschreiben einen Termin vorgeschlagen, letztlich aber auch diesen wieder abgesagt. „Wenn jemand sich so vehement dagegen wehrt, den anderen Auskunft zu erteilen, dann lässt das Raum für Spekulationen“, sagt Manhalter.

Der Anwalt wittert üble Machenschaften

Dass man mal ein Treffen absagen müsse, könne ja passieren, entgegnet Petrovits. „Im Übrigen geht es hier um meinen guten Ruf, der durch die Verleumdungen und unwahren Beschuldigungen auf dem Spiel steht.“ Sie habe daher die Angelegenheit an einen Anwalt übergeben und werde sich nicht äußern. Ihr Anwalt Gernot Schneider wittert „üble Machenschaften im Verein“. Würden manche Mitglieder so weitermachen, gebe es zivil- und strafrechtliche Möglichkeiten, ein solches Verhalten zu unterbinden. Dass seine Mandantin die Finanzen unter Verschluss halte, sei nicht wahr. „Zwei Kassenprüfer wurden zur Prüfung aufgefordert – der eine hat sich bis heute nicht gemeldet, der andere sagt, es sei alles in Ordnung“, sagt der Jurist. Es gebe keinerlei finanzielle Querelen im Verein.

Etwa 40 Mitglieder haben gekündigt

Mitglieder schildern das anders. Immerhin habe der Verein beim ehemaligen Vorstandsmitglied Roland Miller Schulden in fünfstelliger Höhe. Zustande kamen diese Schulden nach Manhalters Worten, weil Miller auf eigene Kosten eigentlich unnötige Anschaffungen wie eine große Bühne und ein Zelt getätigt und dem Verein das Geld dafür vorgestreckt habe.

Manhalter selbst wird vorgeworfen, er habe falsch gewirtschaftet – was dieser bestreitet. „Bei mir stand der Verein immer ordentlich da, wir kamen immer null auf null raus.“ Unterdessen hat der Streit spürbare Folgen: Etwa 40 Narren haben Ende November ihren Abschied aus dem Zug zum Jahresende schriftlich eingereicht. „Viele haben dies aber nicht innerhalb der vorgegebenen Frist getan, die meisten Kündigungen sind daher unwirksam“, sagt Petrovits Anwalt.

Die Vorwürfe wiegen schwer

„Wir sind alle geschockt über das Verhalten der Vorsitzenden“, sagt eine scheidende Närrin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Petrovits habe „keinerlei Ahnung von Vereinsführung“, schimpft sie und habe stets die Schuld auf andere geschoben. „Früher war alles so harmonisch bei uns, seit dem Vorstandswechsel ist es eine Katastrophe.“ Was die Kassenprüfung betreffe, habe sie selbst gehört, wie Petrovits im November während der Inthronisationsfeier einem Kassenprüfer die Einsicht in die Bücher verweigert habe. Petrovits Mann sei sogar handgreiflich gegenüber dem Prüfer geworden. „Daraufhin haben ganz viele von uns gesagt: das war’s für uns – dieser Verein ist nicht mehr unsere Welt.“

Am 24. Januar findet die Hauptversammlung der Alten Kameraden statt, Dann geht es um die Zukunft des Vereins.