Der neue Bahnhalt-West steht auf der Kippe, weil die Bahn die Pläne ändern möchte. Der Bahnsteig soll höher werden als bisher vorgesehen – damit würde er teurer und wäre nicht barrierefrei. Der OB schäumt.

Aalen - Man soll die Dinge ja positiv sehen. Falls Aalen also das umsetzt, was die Deutsche Bahn beim geplanten neuen Bahnhalt West im Stadtgebiet wünscht, hätte die Stadt ganz gute Chancen, im Schwarzbuch des Steuerzahlerbunds einen prominenten Platz zu ergattern. Denn die Bahn hat die Stadt nach Angaben des Oberbürgermeisters Thilo Rentschler (SPD) aufgefordert, den neuen Bahnsteig nicht wie bisher vorgesehen 55 Zentimeter hoch zu bauen, sondern 76 Zentimeter hoch. Die neuen Züge, die auf der Remsbahn künftig verkehren sollen, haben aber eine Einstiegshöhe von 55 Zentimetern. Beide Varianten seien untersucht worden, sagt ein Bahn-Sprecher. Weil die Infrastruktur für eine längere Nutzungsdauer gebaut werde, „suchen wir mit dem Land nach einer Zwischenlösung“.

 

Höher und länger als geplant

Der Bahnsteig soll außerdem nicht nur 170 Meter lang werden wie bisher vorgesehen, sondern stattliche hundert Meter länger – so groß wie der Aalener Hauptbahnhof und damit recht üppig für einen regionalen Haltepunkt. Das fordert die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. Die Baukosten für den neuen Bahnsteig, der dann obendrein noch nicht einmal barrierefrei wäre, würden sich durch beide Forderungen mindestens verdoppeln, sagt Rentschler. Bisher rechnet die Stadt mit etwa 3,5 Millionen Euro. „Das Ganze wird ad absurdum geführt.“

Der Bahnhalt West wäre der vierte Bahnhof im Aalener Stadtgebiet und soll unter anderem ein großes Gewerbegebiet sowie die Hochschule besser anbinden. Bisher war man sich einig, dass der Haltepunkt an der Stelle sinnvoll sei; entsprechende Finanzierungsvereinbarungen wurden im Jahr 2016 unterzeichnet. Dass die Bahn ohne Rücksprache mit der Stadt nun auch noch den Förderantrag für das Projekt zurückgezogen hat – mit dem Verweis auf die fehlende Kostensicherheit –, hat in Aalen erst recht Verärgerung bereitet. Man wolle den Bahnhalt weiterhin, „aber nicht um jeden Preis“, so Rentschler.

Kein Einzelfall

Ähnliche Auseinandersetzungen hatte es im vergangenen Jahr bei der geplanten Regio-S-Bahn Donau-Iller gegeben. Die Bahn hat dabei auf die Umsetzung des Bahnsteighöhenkonzepts des Bundes verwiesen, das einen weitgehenden Umbau aller Bahnhöfe auf 76 Zentimeter vorsehe. Damit ließe sich die Barrierefreiheit des Fernverkehrs verbessern; bei den betreffenden Strecken geht es aber um den Regionalverkehr. Bereits im November hatten sich Bund und Land darauf verständigt, dass auf Linien, bei denen 55 Zentimeter hohe Bahnsteige sinnvoll seien, diese auch weiter in der Höhe gebaut werden dürften.