In einem internen Papier greift die Investmentbank eine vom Land in Auftrag gegebenen Analyse der Wirtschaftsprüfer Warth & Klein an. Diese sei unvollständig und fehlerhaft.

Stuttgart - Die Investmentbank Morgan Stanley wehrt sich gegen den Vorwurf, das von ihr beratene Land Baden-Württemberg habe beim umstrittenen EnBW-Deal mindestens 834 Millionen Euro zu viel gezahlt. In einem internen Papier greift die Investmentbank eine vom Land in Auftrag gegebenen Analyse der Wirtschaftsprüfer Warth & Klein an. Diese sei unvollständig und fehlerhaft.

 

Die Prüfer waren zu dem Ergebnis gekommen, der Kaufpreis für die Anteile am Karlsruher Energiekonzern sei um 834 Millionen Euro zu hoch gewesen. Das Gutachten ist Basis für ein Schiedsverfahren in Paris, in dem das Land versucht, Geld vom Verkäufer der Anteile, dem französischen Staatskonzern EdF, zurückzubekommen.

Morgan Stanley kritisiert nun, die Analyse von Warth & Klein setze auf unvollständige Informationen und Erkenntnisquellen, die „darüber hinaus zum Teil beliebig und sachwidrig beschränkt“ worden seien. Die Wirtschaftsprüfer hätten sich lediglich auf zwei Dokumente bezogen, die von Morgan Stanley stammten. Diese Unterlagen seien aber nie als vollständige und selbsterläuternde Analysen gedacht gewesen.

Vorwurf: Warth & Klein hat nicht nachgefragt

„Dennoch ist Warth & Klein beziehungsweise die Landesregierung zu keinem Zeitpunkt an Morgan Stanley herangetreten und hat Fragen gestellt oder weitere Dokumente angefordert“, heißt es. Auch hätten die Wirtschaftsprüfer wichtige Erkenntnisquellen außer Acht gelassen.

Die grün-rote Landesregierung wirft dem damaligen Regierungschef Stefan Mappus (CDU) vor, der Preis für den Rückkauf der EnBW-Anteile im Dezember 2010 sei mit 4,7 Milliarden Euro zu hoch gewesen. Die ehemaligen Oppositionsparteien pochen vor dem internationalen Schiedsgericht in Paris auf die Rückzahlung von 834 Millionen Euro.

Dirk Notheis, der damalige Deutschland-Chef von Morgan Stanley, hatte seinen Freund Mappus beraten. Der Staatsgerichtshof von Baden-Württemberg stufte den milliardenschweren Deal später als verfassungswidrig ein, da er am Landtag vorbei abgeschlossen wurde. Derzeit beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss im Landtag mit den Vorgängen. Bei der nächsten Sitzung an diesem Freitag wird die Preisermittlung zu dem EnBW-Geschäft im Vordergrund stehen.

Morgan Stanley wird unter anderem vorgeworfen, die Wertermittlung der EnBW-Anteile nur mit einer „Fairness Opinion“ aufgrund öffentlich zugänglicher Informationen ermittelt zu haben. Stattdessen hätte eine sogenannte Due Diligence auf Basis unternehmensinterner Unterlagen erstellt werden müssen. Die Investmentbank kritisiert nun in dem internen Papier, dass Warth & Klein offenbar nicht einmal die mit der „Fairness Opinion“ befassten Mitarbeiter und deren Aussagen im Untersuchungsausschuss vom 22. Juni in die Bewertung einbezogen habe.