Ein Projekt soll Frauen in Baden-Württemberg ermuntern, Bürgermeisterin zu werden. Doch es hapert auch mit den Strukturen, kommentiert Renate Allgöwer.

Frauen sind an der Spitze der Stadtverwaltungen im Südwesten unterrepräsentiert. Es gibt in Baden-Württemberg fast so viele Bürgermeister, die entweder Thomas oder Michael heißen, wie es Frauen auf diesem Posten gibt. Das führt das Ungleichgewicht klar vor Augen. Dabei stellen Frauen die Mehrheit in den Verwaltungen ebenso wie an den Verwaltungshochschulen im Land.

 

Dass es überhaupt ein Projekt braucht, das Frauen sagt, ich kann das, spricht schon Bände. Es hat sich gezeigt, wenn sie kandidieren, sind ihre Erfolgschancen gut.

Böswillige könnten zudem argwöhnen, die Besinnung auf die Frauen komme zum jetzigen Zeitpunkt nicht von ungefähr. Jetzt, da der Bewerberandrang auf die kommunalen Spitzenjobs sehr überschaubar ist, weil die Anfeindungen der Amtsinhaber zunehmen und die Hochachtung nachlässt.

Signal der Ermutigung

Dennoch ist es gut, dass das Mutmachprojekt jetzt in Angriff genommen wird. Dass auch der Landtag das Projekt des Städtetags bezuschusst, ist immerhin ein Signal, dass Frauen an den Spitzen der Kommunalverwaltungen gewünscht sind.

Doch es braucht mehr als ein Motivationsprogramm. Eine Kandidatur ist nicht allein eine Frage des Muts. Dass viele Bürgermeisterinnen schon nach einer Amtszeit die Segel streichen, zeigt, dass an den Strukturen noch mächtig gefeilt werden muss. Sitzungstermine bis spät in die Nacht sind dabei nur einer der Faktoren.