Mit einem abgeklärt wirkenden Gemisch aus Rock, Gospel und Blues ist der Italiener Zucchero vor 7000 Zuschauern am Samstagabend in der Stuttgarter Schleyerhalle aufgetreten.

Stuttgart - Ein riesiges Herz ziert den Bühnenhintergrund. Aus ihm heraus flackert der Bühnenbildschirm mit all seinen herzlich optischen Versprechen. Darunter eine große Band, in der etwa 13 Musiker Dienst tun, darunter der alte Orgler Brian Auger, den die Hauptperson des Abends als „lebende Legende“ vorstellt.

 

Zucchero ist Jahrgang 1955 und steht jetzt mit seinem Markenzeichen auf der Bühne: einem Zylinder. Damit präsentiert sich seit den siebziger Jahren eine Figur, die als Zucchero (alias Adelmo Fornaciari) selbst eine Art lebender Legende ist und von Italien aus internationale Erfolge gefeiert hat und noch feiert.

Ungewöhnliche Melodieschnörkel

Denn in die bestuhlte Schleyerhalle sind am Samstag etwa 7000 Besucher gekommen, die eine an vielen Stellen sehr routinierte Show erleben, die aber auch intensive emotionale Höhepunkte zu bieten hat, die darüber hinaus gehen. Geht Zucchero meist von einem eher abgeklärt wirkenden Gemisch aus Rock, Gospel und Blues aus, das auch mal sehr druckvoll und rhythmisch sein kann, so malt der Sänger etwa im Titel „Il volo“ auch gelegentlich fast weich wirkende Melodieschnörkel, die im Rahmen der Rockmusik ungewöhnlich wirken und am ehesten etwas von Italo-Pop haben.

Auch der darauf folgende Titel „Miserere“, den Zucchero einst mit dem von dem aus dem Herz heraus donnernden Luciano Pavarotti zusammen aufgenommen hat, sticht mit seinem geformten Pathos heraus aus dem Repertoire. Zucchero versucht hier als eine Art Rockbuffo mit der Stimmgewalt seines verstorbenen Landsmannes mitzuhalten, was gar nicht mal schlecht gelingt. Nun ja, der bärtige Zylinderträger hat ja viele Duette aufgenommen und gilt nahezu als Spezialist für so etwas. So unterschiedliche Musiker wie Sting, Tom Jones, Macy Gray, Eric Clapton, John Lee Hooker und viele andere spielten dabei den Widerpart: damit war sogar ein komplettes Album wie „Zu & Co.“ möglich.

Eine Show ohne große Mätzchen

Am gierigsten haben aber wohl alle auf den Titel „Senza una Donna“ gewartet, das auch einmal ein Duett mit dem Briten Paul Young war. Breit und sehr eingängig fließt der Titel im mittleren Tempo dahin und ergänzt die gegen Ende des Konzerts gespielten Zucchero-Heuler wie das der Großmutter gewidmete „Diamante“ oder „Diavolo in me“. Die Show hat sich insgesamt ohne große Mätzchen vor allem auf die Musik und die herbe Stimme des Meisters konzentriert, die sich auch gegen die manchmal überinstrumentierte Wucht der Band jederzeit durchsetzen konnte.