Vor Kurzem ist der dritte Band des historischen Nachschlagewerks „Zuffenhausen ,ond dromrom’ von A-Z“ erschienen. In loser Folge greifen wir in der Nord-Rundschau einzelne Themenbereiche daraus auf. Heute geht es um Emil Schuler, den ersten Ortsvorsteher nach dem Zweiten Weltkrieg.

Zuffenhausen - Vor Kurzem ist der dritte Band des historischen Nachschlagewerks „Zuffenhausen ,ond dromrom’ von A-Z“ erschienen (wir berichteten). In loser Folge greifen wir in den kommenden Monaten in der Nord-Rundschau einzelne Themenbereiche daraus auf. Heute geht es um Emil Schuler, den ersten Ortsvorsteher nach dem Zweiten Weltkrieg.

 

„Z’Emilshausen“, so hätte man laut dem ehemaligen Stuttgarter Finanzbürgermeisters Josef Hirn Zuffenhausen eigentlich umtaufen können. Anlass für dieses Lob war die Einweihung des Zuffenhäuser Rathauses am 30. Juli 1950. Dass der Bezirk dieses Gebäude so kurz nach dem Krieg überhaupt bekommen hat, ist nur eine der vielen Errungenschaften, die dem gelernten Klavierbauer zu verdanken sind.

1888 in Zuffenhausen geboren, trat Schuler schon in früher Jugend in die SPD ein. 1912/13 besuchte er die zentrale Parteischule in Berlin. Mit 26 Jahren wurde er in den Zuffenhäuser Bürgerausschuss gewählt. 1920 war Schuler das jüngste Mitglied im württembergischen Landtag, dem er mit einer Unterbrechung bis 1933 angehörte. Von 1914 saß er im Gemeinderat der damaligen Stadt Zuffenhausen (und nach der Eingemeindung 1931 im Gemeinderat Stuttgarts) und war Stellvertreter des Zuffenhäuser Schultes Max Gutenkunst. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Schuler im KZ Heuberg in „Schutzhaft“ genommen. 1935 mit Berufsverbot (als Redakteur und als Kaufmann) belegt, schlug er sich bis Kriegsende als freier Mitarbeiter der Firma Kreidler durch.

Ohne Schuler hätte es wohl kein neues Bezirksrathaus gegeben

Nach der NS-Zeit wurde Schuler sozusagen zum Mann der ersten Stunde. Im Sommer 1945 ernannte ihn Stuttgarts Oberbürgermeister Arnulf Klett zum „Bezirksbürgermeister“ von Zuffenhausen. Parallel dazu saß der überzeugte Sozialdemokrat im Stuttgarter Gemeinderat. Mit seiner ganzen Erfahrung und Energie setzte er sich für den Bau eines neuen Rathauses ein. Große Verdienste erwarb er sich auch beim Aufbau des Stadtteils Rot. Die Bezirksbeiratssitzungen in jenen Tagen, das berichtet Heimatforscher Winfried Schweikart, gingen bis spät in die Nacht und endeten regelmäßig im Wirtshaus „Zum Hasen“ mit dem gemeinsamen Absingen des Schäfergässle-Liedes – der inoffiziellen Zuffenhausen-Hymne.

Bei der Gemeinderatswahl 1953 wurde Schuler mit der höchsten Stimmenzahl in ganz Stuttgart wiedergewählt. Wegen der Unvereinbarkeit von Amt und Mandat verzichtete er auf das Amt des Bezirksvorstehers und trat zurück. Sein Nachfolger wurde Gustav Ohmenhäuser.

„Liaber ogwäscha ens Bett als ens Bad nach Feuerbach“, soll Schuler einmal gesagt haben, als die Stuttgarter Verwaltung vorgeschlagen hatte, dass die Zuffenhäuser bis zum Bau eines eigenen Bades das Feuerbacher Hallenbad benutzen sollen. Doch ausgerechnet im Nachbarbezirk, und zwar im Feuerbacher Krankenhaus, endete Schulers Leben 1955. Begraben liegt er freilich auf dem Zuffenhäuser Friedhof. Seine Grabstätte gilt als „erhaltenswert“ und ist noch vorhanden.

Info
Alle drei Bände von „Zuffenhausen ,ond dromrom’ von A-Z“ sind zum Preis von jeweils 25 Euro in der Hauptstelle der Volksbank Zuffenhausen, Unterländer Straße 58, erhältlich.