Die Stadt will eine Biomüll-Vergärungsanlage bauen. Der favorisierte Standort ist die Sauhalde im Stadtbezirk Zuffenhausen.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zuffenhausen - Am Dienstag befasst sich der Ausschuss für Umwelt und Technik (Uta) in nicht öffentlicher Sitzung mit der Planung und dem Bau einer Bioabfall-Vergärungsanlage. Hintergrund ist, dass die Stadt ab 2015 alle Abfälle aus der Biotonne nicht mehr ins Kompostwerk nach Kirchheim unter Teck transportieren lassen möchte, sondern diese selbst zur Energiegewinnung nutzen will.

 

Bereits im Sommer vergangenen Jahres hat der Uta der Stadtverwaltung den Auftrag erteilt, nach einem geeigneten Grundstück für eine Bioabfall-Vergärungsanlage zu suchen. 16 mögliche Standorte wurden vom „Büro Planung + Umwelt Prof. Koch“ unter die Lupe genommen. Darunter sind die Gewanne Hube und Lache in Stammheim, die Deponie Einöd in Hedelfingen, eine Fläche am Hauptklärwerk in Mühlhausen, Grundstücke an der Motorstraße in Weilimdorf, der Epplestraße in Möhringen, am Travertinpark in Cannstatt sowie zwei Areale in Gaisburg und auch das Gewann Sauhalde im Norden Zuffenhausens – um nur einige Beispiele zu nennen. Acht der insgesamt 16 Vorschläge schieden aus, weil sie näher als 300 Meter zu Wohnbebauung oder Schutzgebieten liegen. So kamen die Gutachter des beauftragten Büros am Ende zu dem Ergebnis, dass sich grundsätzlich drei Standorte „unter Einschränkungen“ für den Bau einer Biogasanlage eignen: zwei Flächen der EnBW in Gaisburg sowie das größtenteils städtische Areal im Gewann Sauhalde am nördlichen Ortsausgang von Zuffenhausen.

Gelände in Gaisburg steht nicht zur Verfügung

Die EnBW soll in Gesprächen erklärt haben, dass sie mit dem Gelände in Gaisburg (Gaswerk und Kraftwerk) möglicherweise andere Ziele verfolgt, und diese Grundstücke daher nicht für den Bau der Vergärungsanlage zur Verfügung stehen. So kommt das Gutachten zu dem Schluss, dass unter den vorgegebenen Standortkriterien innerhalb des Stadtgebietes nur das Gewann Sauhalde in Frage kommen kann.

Das Areal liegt unmittelbar an der Ludwigsburger Straße, direkt gegenüber der Kompostierungsanlage. Derzeit wird ein Großteil des Geländes von einer Baufirma als temporärer Lagerplatz genutzt. Problematisch für den Bau der Biogasanlage an dieser Stelle ist die planungsrechtliche Situation: Für den Standort besteht seit 1998 ein rechtskräftiger Bebauungsplan, in dem keine Bioabfall-Vergärungsanlage vorgesehen ist, sondern eine Sondergebiet (Nutzung durch einen Fuhrbetrieb), Grünflächen und Wald.

Flächennutzungsplan sieht Bäume vor

Die Zuffenhäuser gehen bislang davon aus, dass auf dem Gelände nicht gebaut, sondern Bäume gepflanzt werden. Der Flächennutzungsplan (auch er müsste geändert werden) sieht für das Gebiet nämlich vor, dass dort der so genannte Valentienwald verwirklicht wird. Die Stadt Stuttgart hatte sich dies seit mehr als 30 Jahren als Ausgleichsmaßnahme vorgenommen für Wunden, die der Natur durch Baumaßnahmen wie Bundesstraßen oder Stadtbahntrassen zugefügt wurden.

Doch auch der übergeordnete Regionalplan lässt momentan keine Bioabfall-Vergärungsanlage zu und müsste geändert werden. Er setzt in diesem Bereich momentan einen regionalen Grünzug fest. Um dies zu ändern, müsste beim Regierungspräsidium Stuttgart ein Zielabweichungsverfahren eingeleitet werden. Um den Bebauungs- und den Flächennutzungsplan zu ändern, bedarf es den Beschluss des Gemeinderates.

Eine Erweiterung der Anlage soll möglich sein

Geplant ist eine Anlage, die zunächst 17 500 Tonnen Bioabfall pro Jahr in Strom und Fernwärme umwandeln kann. Allerdings soll sie so konzipiert werden, dass eine Erweiterung auf die doppelte Menge möglich ist. Zum Vergleich: In Stuttgart fallen jedes Jahr rund 15 000 Tonnen Bioabfall an. Allerdings tritt 2015 das Kreislaufwirtschaftsgesetz in Kraft, welches die stadtweite Einführung der braunen Biotonne mit sich bringen könnte. Dadurch dürfte sich die Gesamtmenge des Bioabfalls in Stuttgart verdoppeln. Der durch die Anlage erzeugte Strom soll ins Netz eingespeist werden, die Fernwärme könnte laut Gutachten ins rund 1,5 Kilometer entfernte Hallenbad Zuffenhausen eingespeist werden. Das Gutachten geht allerdings auch davon aus, dass „Geruchsbelästigungen im südlich angrenzenden Wohngebiet möglich sind“.

Bauherr der Bioabfall-Vergärungsanlage wäre der städtische Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Die Sprecherin der AWS wollte unserer Zeitung gegenüber noch keine Fragen beantworten, die sich auf den Standort Sauhalde in Zuffenhausen beziehen. Dies sei erst möglich, wenn die politischen Gremien informiert seien.