An Ostern hat auch für unsere Mitarbeiter die Fastenzeit geendet. Jetzt ist Schluss mit dem Verzicht.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Stuttgart-Zuffenhausen - Geschafft! Von Aschermittwoch bis Ostersonntag haben drei unserer Mitarbeiter auf Süßigkeiten, Kaffee und/oder Alkohol verzichtet. Jede Woche haben sie von ihren Erfahrungen berichtet. Aber wie schmeckt die Rückkehr zum Genuss?

 

Im Alltag öfter mal Nein sagen

Im Alltag öfter mal Nein sagen

„Und?“, fragt meine Frau und schaut mich erwartungsvoll an, während ich Sonntagmorgen am Frühstückstisch sitze und mein Brötchen kaue: Das erste Brötchen mit Nuss-Nugat-Aufstrich seit sieben Wochen. Die erste Süßigkeit nach mehr als 40 Tagen des Verzichts. Seit Aschermittwoch habe ich sämtlichen kulinarischen Verlockungen widerstanden: habe keine Schokolade gegessen, keinen Kaffee getrunken und keinen Tropfen Alkohol angerührt. „Na, wie schmeckt’s?“, hakt sie nach. Tja, wie schmeckt es denn eigentlich? Tatsächlich frage ich mich das auch – ob es irgendwie besser schmeckt als nur süß, ob sich durch das wochenlange disziplinierte Verzichten während der Fastenzeit eine neue Form von Zufriedenheit bei mir einstellt, nun, da ich dem Wunsch nach Süßem und Kaffee nachgeben darf. „Hmmm“, höre ich mich zufrieden sagen. „Schmeckt!“ Dennoch wird mir klar, dass der Gewinn der Fastenzeit nicht in ihrem Ende, sondern in ihr selbst liegt: Im Aufdecken von Gewohnheiten, die einem erst durch den Verzicht als solche bewusst werden. Es braucht keinen Kaffee als Muntermacher am Morgen oder die Schokolade als notwendiges Nervenfutter am Nachmittag und schon gar kein Glas Wein als Absacker zum Feierabend. Ich stelle für mich fest, dass ich sehr gut ohne sie klar komme, dass das Leben aber auch großen Spaß machen kann mit – in Maßen eben. Ich werde in Zukunft im Alltag öfter mal Nein sagen und einen kleinen Fastenmoment einlegen, um der Gewohnheit einen Riegel vorzuschieben. Und wenn ich den Versuchungen nachgebe, dann, so lautet zumindest mein Ziel, will ich sie auch möglichst bewusst genießen. Im Vordergrund stehen sollten stets die Achtsamkeit und der Genuss und nicht das beiläufige Konsumieren. (von Chris Lederer)

Erst übertreiben, dann verzichten

Erst übertreiben, dann verzichten

Na endlich. Ich muss zugeben, während der selbst auferlegte Verzicht meinen Kollegen scheinbar locker und leicht gefallen ist, habe ich mich damit schwer getan. Und ich weiß auch warum, weil ich nämlich von Anfang an nicht so richtig wollte. Meine Lektion lautet somit: Man muss wirklich dahinter stehen. Ich bin mir sicher, dass ich dann einen Ehrgeiz entwickelt hätte, den Verlockungen zu trotzen. Stattdessen habe ich die Tage bis zum Ende der Aktion gezählt. Vielleicht fehlte für das Verzichten ganz einfach auch das Übertreiben vorab und das Gefühl: „Jetzt ist aber mal gut.“ Denn meine Milchmädchenrechnung war ja gewesen, auf Süßigkeiten zu verzichten, da ich ohnehin kein großer Nascher bin. Doch kaum war das Verbot auferlegt, hatte ich Gelüste nach Schokolade, Gummibärchen und Bonbons, wie ich es in dieser Form nicht kannte. Absurderweise ist diese Lust verschwunden, sobald wieder genascht werden durfte. Mein Kollege Mike Meyer hat mir am Dienstag liebenswerter Weise ein Cantuccini überreicht, über dessen Verzicht ich noch vor wenigen Wochen jämmerlich geklagt habe. Und nun? Liegt das Gebäck vor mir und wartet darauf, gegessen zu werden. Aber ich denke, heute verzichte ich darauf. (von Leonie Hemminger)

Kaffee schmeckt einfach lecker

Kaffee schmeckt einfach lecker

Es ist Sonntag, endlich. Und da steht sie auch schon neben mir, die erste Tasse Kaffee, nach mehr als 40 Tagen Abstinenz. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich diesen leckeren Geschmack im Mund verspürt habe. Auch wenn mir der Verzicht in den vergangenen sieben Wochen relativ leicht gefallen ist, muss ich schon sagen: Kaffee ist einfach lecker. Ihn links liegen zu lassen, ist zwar kein Beinbruch, aber auch nicht erstrebenswert. Mittlerweile ist es Dienstag. Und der Konsum des aromatischen Heißgetränks ist schon wieder wie früher. Vier Tassen habe ich bis 16 Uhr am Schreibtisch konsumiert – als wäre nichts gewesen. Der obligatorische Gang zur Kaffeemaschine gehört wieder fest zum Alltag. Allerdings merke ich, dass sich mein Körper nach einem Gläschen Wasser sehnt. Das war früher anders. Ich werde ihm den Wunsch nicht abschlagen. Denn wenn ich etwas aus dem Verzicht gelernt habe, dann, dass es noch andere Dinge gibt, die lecker schmecken. Leider gehört da auch Schokolade dazu. Der Konsum an Süßigkeiten hat mit dem Kaffeetrinken zum Glück wieder abgenommen. Und das ist auch bitter nötig, denn die Waage lügt nicht.