Trotz Unfällen gibt es an der Zazenhäuser Straße weder Zebrastreifen noch Ampel. Amt prüft den Bedarf.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zuffenhausen - „Es ist eine Katastrophe“, sagt Alexandra Knaut, stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der Kindertagesstätte „Schatzinsel“. „Wenn ich mit meinen Kindern unterwegs bin, rasen Autos hier nur so vorbei, und ich komme mit meinen zwei Jungs und dem Kinderwagen kaum sicher über die Straße.“ So wie ihr ging es vielen anderen Eltern auch. Mehr als 100 Kinder besuchen die Tagesstätte. Auch Ulrike Hertels Töchter werden in der Schatzinsel betreut. Die junge Mutter beklagt die Zustände an der Zazenhäuser Straße ebenso. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hat sie sich in einem Brief an Betreuungsstadträte gewandt und einen Überweg gefordert. Die Reaktionen waren jedoch nur abschlägig. Dem Zazenhäuser Bürgerverein ging es nicht anders.

 

Nun haben zwei Unfälle Ende April, bei denen zwei Kinder angefahren und zum Teil schwer verletzt wurden, den Unmut der Eltern befeuert. In einem Fall wurde ein Neunjähriger, der an der Bushaltestelle Reibedanz hinter dem Bus über die Straße laufen wollte, von einem Kleintransporter erfasst und schwer verletzt. Dass es bis heute zwischen Friedhof und Viadukt keine weitere Querungshilfe gibt, kann die Mutter von Zwillingen nicht verstehen. „In einer kinderfreundlichen Autostadt wie Stuttgart sollte auf die Bedürfnisse von Kindern auch Rücksicht genommen werden.“ Hertel hat zusammen mit mehr als 100 Eltern auf einer Liste unterschrieben. Sie fordert einen Zebrastreifen, eine Ampel oder eine andere Maßnahme, die den Verkehr sicherer macht.

Beim Amt für öffentliche Ordnung nimmt man die Angelegenheit Ernst. Allerdings will man der Forderung der Eltern nicht vorschnell nachkommen. „Kindergarten-Kinder sind nicht im Stande, allein am Straßenverkehr teilzunehmen. Sie müssen in Begleitung von ihren Eltern unterwegs sein“, erklärt Robert Sesulka vom Amt für öffentliche Ordnung. „Und für Schulkinder gibt es einen Schulwegeplan, sie können die Zazenhäuser Straße im Bereich der Landsknechtstraße sicher überqueren. Das müssen sie einüben.“

Ein Zebrastreifen lässt sich nicht begründen

Die Forderung der Eltern nach einem Überweg könne er zwar nachvollziehen, es sei jedoch ein Trugschluss zu glauben, dass ein Zebrastreifen die Straße automatisch sicherer mache. „Das Gegenteil kann der Fall sein“, sagt Sesulka. Erkenntnisse aus der Unfallforschung hätten ergeben, dass ein Zebrastreifen nur dort sinnvoll und wirksam sei, wo sich der Fußgängerverkehr auch auf diesen Zebrastreifen bündeln lasse. „Wenn es einen Zebrastreifen gibt, dieser aber nicht entsprechend benutzt wird, dann geht von der Straße ein größeres Risiko aus als ohne den Zebrastreifen, weil sich die Autofahrer in erster Linie nur auf ihn konzentrieren und nicht darauf, was davor oder dahinter passiert.“ An der Zazenhäuser Straße sei es so, dass die Fußgänger die Straße dort überquerten, wo es ihnen gerade passe.

Welche Maßnahme an welcher Stelle umgesetzt würde, hinge zum einen von den aktuellen Verkehrszahlen ab, es richte sich aber zum anderen auch nach dem Urteil, dass sich die Verkehrsexperten der Behörde und der Polizei vor Ort bildeten. Das sei ein stetiger Prozess. „Laut Verkehrspolizei ist es zu dem jüngsten Unfall deshalb gekommen, weil sowohl der Autofahrer als auch der Neunjährige nicht aufmerksam waren, sagt Sesulka. „Das ist bedauerlich, es wäre aber wohl auch durch einen Zebrastreifen nicht verhindert worden.“ Im Herbst sei die Situation in Zuffenhausen zuletzt überprüft worden. „Wir sind damals zu dem Schluss gekommen, dass sich ein Zebrastreifen nach dem derzeitigen Kenntnisstand nicht begründen lässt.“ Allerdings habe man ein Auge auf die Entwicklung, und es sei auch bei der Stadt bekannt, dass durch die Aufsiedlung zusätzlicher Verkehr entstanden sei. „Das Verfahren ruht nicht. Wir haben die Zazenhäuser Straße im Fokus und werden nach Pfingsten neue Verkehrszählungen durchführen lassen und auswerten.“ Mit bloßem Aktionismus sei jedoch niemandem geholfen. Aber dort, wo Verbesserungen nötig seien, werde man sie auch umsetzen: „Wir würden den Eltern keine Maßnahmen vorenthalten, die die Situation sicherer macht“, sagt Sesulka: „Seien Sie sicher: Das Notwendige und das Richtige wird gemacht.“

Was das Thema „Rennstrecke“ angehe, so hätten Kontrollen ergeben: Nur unterdurchschnittlich viele, gerade einmal drei Prozent der Autofahrer, seien schneller als erlaubt unterwegs gewesen, üblicherweise seien es fünf Prozent. Und der „weit überwiegende Teil“ von ihnen war nicht mehr als zehn Stundenkilometer zu schnell.