Das in die Jahre gekommene Flattichhaus in Zuffenhausen-Rot weicht zwei neuen modernen Gebäuden. Für die Evangelische Gesellschaft ist es ein Großprojekt in Millionenhöhe.

Rot - Seit rund 60 Jahren steht das Flattichhaus der Evangelischen Gesellschaft (Eva) schon an der Tappachstraße in Rot. Was Mitte der 1950er Jahre als Wohnheim für Auszubildende erbaut worden war, wurde schnell zu einer Einrichtung für Erziehungshilfen. Nun wird das in die Jahre gekommene Gebäude abgerissen und zwei neue werden errichtet. Das Angebot soll erweitert werden.

 

Laut Eva-Pressesprecherin Ulrike Herbold wird der Bauantrag noch in diesem Monat eingereicht. „Wenn wir die Genehmigung haben, soll es losgehen“, erklärt sie. Statt wie bisher in einem Gebäude, wird das Angebot künftig auf zwei kleinere Häuser verteilt. „Wir wollen einen Wohnheimcharakter vermeiden“, betont die Eva-Pressesprecherin.

Lange habe man bei der Evangelischen Gesellschaft abgewogen, ob eine Sanierung in Frage komme oder ob ein Neubau mehr Sinn mache. „Am Ende lagen die Kosten für eine Sanierung und einen Neubau nah beieinander“, sagt Herbold. Doch man gehe davon aus, dass sich ein Neubau durch die niedrigeren Betriebskosten in der Zukunft rechnen wird.

Großprojekt in Millionenhöhe

Für die Evangelische Gesellschaft ist das Vorhaben in Rot ein Großprojekt. „Die Kosten werden sich voraussichtlich zwischen dreieinhalb und vier Millionen Euro bewegen“, sagt Klaus-Michael Meier, der Abteilungsleiter der Dienste für Kinder, Jugendliche und Familien in Stuttgart. Meier betont allerdings auch, dass er eine genaue Summe der Kosten zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen könne.

Meier ist seit rund fünf Jahren im Flattichhaus und dort für die „Hilfen zur Erziehung“ in den Bereichen Zuffenhausen/Stammheim sowie Freiberg/Mühlhausen zuständig. Neben vier ambulanten Teams, die sich in den zwei Stadtbezirken um Familien und Kinder kümmern, sie in sozial- und heilpädagogischen Angelegenheiten beraten und in Alltag und Schule unterstützen, gibt es im Flattichhaus zwei Wohngruppen: eine „Teenie-WG“ mit sieben Plätzen sowie eine Wohngruppe für Eltern mit Kindern.

Das Angebot ist keinesfalls nur jungen Eltern mit kleineren Kindern vorbehalten. „Wir hatten auch schon eine Mutter mit ihrer 17 Jahre alten Tochter in der Gruppe“, erläutert Meier. Diese Wohngruppe zeichnet sich durch ein modernes Betreuungskonzept aus, das seit 2012 im Flattichhaus angewendet wird. Es nennt sich systemische Interaktionstherapie, kurz SIT. In der SIT-Wohngruppe werden die Eltern nicht bevormundet. Vielmehr möchten die Fachkräfte sie in ihrer erzieherischen Kompetenz stärken und fördern. „Es ist ein permanentes Coaching, das Eltern hilft, selbst Lösungen zu entwickeln“, berichtet Meier.

Geplant sind zwei neue Wohngruppen

Für die Zukunft möchte man an dem Angebot nicht nur festhalten, sondern es durch zwei zusätzliche Wohngruppen erweitern. „Im ersten Haus wird es wie bisher eine normale Wohngruppe und eine SIT-Wohngruppe geben und im zweiten zwei Wohngruppen für Kinder und Jugendliche“, sagt Meier. In Zahlen bedeutet das 16 Plätze mehr. Mehr Bedarf wird es dann auch an qualifizierten Fachkräften geben.

Um das aktuelle Angebot und die zwei stationären Wohngruppen auch während der Bauzeit zu erhalten, soll das alte Gebäude erst abgerissen werden, wenn die beiden neuen fertig sind. Laut Eva rechne man jedoch frühestens im Jahr 2017 damit. Es sei nicht nur wichtig, das Angebot für die Betroffenen durchgängig zu erhalten. „Wir wüssten auch nicht, wo wir sie in der Zeit unterbringen könnten“, sagt Meier.