In einem SWSG-Wohnprojekt an der Auricher/Olnhauser Straße sind zwei Wohngemeinschaften für pflegebedürftige Menschen feierlich eingeweiht worden.

Zuffenhausen-Rot - Die türkischstämmige Frau gestikuliert und freut sich riesig über die kleine Aufmerksamkeit. Sie nimmt den Blumenstrauß entgegen, den ihr Isabel Fezer entgegenstreckt. Die Stimme überschlägt sich vor Freude, sie drückt die Hände der Sozialbürgermeisterin, umarmt sie und gibt ihr am Ende einen Kuss auf die Wange. Ihr Sohn bedankt sich später bei Fezer und dem Technischen Geschäftsführer der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG), Helmuth Caesar, dass seine pflegebedürftige ältere Mutter in dieser ambulanten Wohngemeinschaft untergekommen ist.

 

Die SWSG hat vor etwa einem halben Jahr zwei WGs für Senioren mit Hilfsbedarf in einem Neubauprojekt an der Olnhauser und Auricher Straße eröffnet. Eine davon wurde speziell für Menschen mit türkischen Wurzeln konzipiert. Sie trägt den Namen „Emin Eller“. Das bedeutet „In sicheren Händen“.

Bewohner können ihren Alltag weitgehend selbst organisieren

In der anderen Pflege-WG haben sich ausschließlich Frauen zusammengefunden. Das Besondere daran ist, dass die Bewohner nicht nur unter einem Dach leben, sondern auch ihr Leben weitgehend selbst organisieren können. In der WG „Emin Eller“ wird zum Beispiel türkisch gekocht; die Bewohner können eigene Möbel mitbringen; es gibt einen gemeinsamen Ess- und Wohnbereich; auch eine Terrasse mit Garten gehört dazu. „Kultursensibel“, sagt der SWSG-Sprecher Peter Schwab, sei dieses Pflegekonzept. Dazu gehöre auch, dass die Bewohner gemeinsam mit ihren Angehörigen ihren eigenen Pflegedienst wählen können. Zudem sind Alltagsbegleiter vor Ort, die Aufgaben im Haushalt übernehmen und sich um das Wohlergehen der Bewohner kümmern. Demenzkranke können sich oft nur noch in ihrer Muttersprache unterhalten. Deshalb sei es so wichtig, dass auch der Pflegedienst und die Alltagsbegleiter Türkisch können, sagt Schwab. Die Pflege-WGs nehmen nach Angaben des SWSG-Sprechers eine Pionierrolle ein. „Das ist eine Premiere in Stuttgart.“ Jeweils acht Menschen leben in den beiden ambulanten und selbstverwalteten Wohngemeinschaften, berichtet Simone Hasenack vom Sozialmanagement der SWSG. In anderen Städten – wie etwa in Berlin – gebe es solche Modelle schon etwas länger. Eine dritte Wohngemeinschaft sei in Bad Cannstatt bereits in der Konzeptplanung.

Willkommensfest in der Wohnanlage

Am Freitag feierte die SWSG mit den WG-Bewohnern, Wohnungsnachbarn und geladenen Gästen bei strahlendem Wetter ein Willkommensfest in dem Neubaugebiet. Es gab einen türkischen Imbiss; Urut Alican spielte die Saz und der Vorsitzender der SWSG-Geschäftsführung, Samir Sidgi, betonte, dass hier an dieser Stelle in Rot solche Wohnformen keinen besseren Platz hätten finden können. Bei der Umsetzung der Pflege-WGs habe es viele Partner gegeben, die das Projekt begleitet und unterstützt hätten, betonte Sidgi. Unter anderem wies er darauf hin, dass eines der Modelle auch von der GKV – also dem Bund der Krankenkassen – Fördermittel erhalte.

Noch-Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer – sie wird künftig das Referat Jugend und Bildung leiten – bedankte sich in ihrem Grußwort bei der SWSG für die gute Zusammenarbeit: „Man konnte sich stets aufeinander verlassen. Die SWSG war ein toller Partner.“ Die entwickelten Wohnprojekte an der Auricher/Olnhauser Straße seien vorbildhaft. Das Konzept habe auch die intensive Zustimmung des Gemeinderates erhalten.

Die SWSG hat an der Auricher/Olnhauser Straße 90 Wohnungen mit rund 6600 Quadratmetern Wohnfläche zum Jahreswechsel fertig gestellt. Sie verteilen sich auf 36 Zwei-Zimmer-Wohnungen, 34 Drei- und 20 Vier-Zimmer-Wohnungen. 20 Wohnungen sind öffentlich gefördert. Hinzu kommen die beiden selbstverwalteten Wohngemeinschaften und eine Kindertagesstätte. Rund 19 Millionen Euro hat das Wohnungsunternehmen in das Projekt in Zuffenhausen-Rot investiert.