Ein richtig schlechter Verlierer sei er geblieben, sagt Alexander Iatan. Das sei er schon immer gewesen, auch damals, als der Mittelfeldspieler des TV 89 Zuffenhausen II noch für die Juniorennationalmannschaft Irlands auflief. Doch wie ist das einst hochgehandelte Talent in der Kreisliga gelandet?
Geboren und aufgewachsen ist Iatan in der irischen Hauptstadt Dublin. Dort begann der Sohn einer rumänischen Familie mit dem Fußballspielen und schaffte es bis in die erste irische Juniorenliga. Mit 15 Jahren folgte er seinem Vater nach Deutschland. Zunächst spielte Iatan für den MTV Stuttgart, dann für den SV Fellbach, ehe ihn Scouts des Wuppertaler SV entdeckten und ihn im Dezember 2016 nach Nordrhein-Westfalen lockten.
Wegen einer viermonatigen Wechselsperre sei er in der U-19-Bundesliga zunächst aber zum Zuschauen verdammt gewesen. Dennoch wurde der irische Verband auf Iatan aufmerksam und lud ihn zu mehreren Sichtungslehrgängen ein. „Ich bin mit dem Flugzeug dann nach Irland geflogen und habe dort mit der Nationalmannschaft trainiert und an Testspielen teilgenommen“, erzählt der heute 25-Jährige. Ein Erlebnis allemal, auch wenn es zu keinem offiziellen Einsatz kam. „Mir wurde mehrfach gesagt, ich sei kurz davor, nominiert zu werden“, erinnert sich Iatan. Warum dann nicht, das habe man ihm nicht mitgeteilt.
Nach nur einem Jahr und einem Einsatz in der Junioren-Bundesliga für Wuppertal zog es Iatan 2018 wieder in den Süden zum Oberligisten 1. FC Normannia Gmünd. Als Außenverteidiger etablierte sich der Ire nach dem Abstieg des Vereins als Stammspieler. „Ich habe eine extrem starke Runde in der Verbandsliga gespielt. Deshalb habe ich meinen Vertrag ein Jahr früher aufgelöst“, berichtet Iatan. „Ich wollte zu einem Proficlub.“
Ein Jahr ohne Verein: Profi-Traum platzt
Mit Hilfe seiner Familie und ohne Berater versuchte der Linksfuß bei einem europäischen Erst- oder Zweitligisten unterzukommen. Dieser Plan ging trotz mehrerer Probetrainings nicht auf. Nach einer Odyssee und einem Jahr ohne Verein begrub Iatan den Traum vom Profifußball und entschied sich im Frühjahr des vergangenen Jahres dafür, vorerst mit seinen Kumpels spielen zu wollen – in Zuffenhausen, zu diesem Zeitpunkt sogar noch eine Stufe tiefer als aktuell, ganz unten in der Kreisliga B. „Es war seine persönliche Entscheidung, explizit in unsere zweite Mannschaft zu wechseln“, sagt der Trainer Marc Bäuerle.
Trotzdem nimmt Iatan seinen Sport weiterhin sehr wichtig. „Ich wollte unbedingt, dass wir aufsteigen“, sagt er. Mit 29 Toren hatte er, der nach mehreren Ellenbogenverletzungen am linken Arm mit einem Kompressionsstrumpf spielt, enormen Anteil am Gewinn des Meistertitels und Aufstiegs. Der aktuelle Saisonstart missglückte jedoch. Auch, weil der Führungsspieler Iatan im Urlaub weilte und so die ersten beiden Partien verpasste. Vor allem aber, weil das Zuffenhausener Team sich in der Defensive zu viele individuellen Fehler erlaubte. „Wir müssen konzentrierter sein. Die Qualität in der Liga zu bleiben, die haben wir – davon bin ich überzeugt“, sagt Iatan. Nächste Gelegenheit, sie zu zeigen, ist an diesem Sonntag (14.30 Uhr) beim FV Germania Degerloch.
Gänzlich aufgegeben hat Iatan, der mit seinem Mitspieler Franco Fleming im Verkauf eines Autoteilehändlers in Mühlhausen arbeitet, seine Ambitionen noch nicht. Ein Angebot eines höherklassigen Vereins würde er sich jederzeit anhören. „Die Situation und der Verein müssen aber stimmen“, sagt er. Denn wirklich weg möchte er aus seiner Heimatstadt Stuttgart nicht.