Aufgrund eines Lokführer-Streiks kam es am Mittwoch im Raum Stuttgart zu zahlreichen Zug-Ausfällen. Die meisten Passagiere zeigten wenig Verständnis.

Aufgrund eines kurzfristigen Streiks der Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) herrscht am Mittwoch Vormittag am Stuttgarter Hauptbahnhof allgemeine Verwirrung. Im ganzen Südwesten kommt es zu Zugausfällen, besonders stark betroffen ist die Region Stuttgart. Laut Hannelore Schuster, der Sprecherin der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG), sind fast alle Züge des Stuttgarter Netzes verspätet oder fallen aus. Die Verbindungen werden von der Tochterfirma SWEG Bahn Stuttgart (SBS) betrieben, die früher Abellio Rail Baden-Württemberg hieß und vor zwei Jahren von der SWEG übernommen wurde.

 

Im Tarifstreit ist keine Einigung in Sicht

Viele Passagiere haben nicht rechtzeitig von dem Streik erfahren und müssen große Verspätungen in Kauf nehmen. Auf einigen Strecken stellt die SWEG einen Schienenersatzverkehr zur Verfügung. „Wir haben selbst erst gestern Abend von dem Streik erfahren,“ sagt ein Bahn-Mitarbeiter, der am Mittwoch am Bahnhof in Stuttgart Kundenfragen beantwortet und Passagiere über Alternativen zu den ausgefallenen Zügen informiert.

Noch ist unklar, wann die Gewerkschaft den Streik beendet, der bereits um 3 Uhr in der Nacht zu Mittwoch begonnen hat. Hintergrund des Arbeitskampfes ist, dass die GDL keine tariflichen Ungleichheiten zwischen SWEG und SBS zulassen möchte. Um ihre Forderung zu bekräftigen, hat die Gewerkschaft seit Anfang September bereits viermal zu Streiks aufgerufen. Die SWEG-Geschäftsführung erklärte, allen SBS-Mitarbeitern ein übertarifliches Angebot gemacht zu haben, das jedoch größtenteils nicht angenommen worden sei.

Viele Kunden sind von dem Streik genervt

Viele Bahnkunden zeigen am Mittwoch wenig Verständnis für die Streikenden. „Es nervt nur noch. Es kommt fast immer zu Störungen im Nahverkehr, das ist nicht mehr hinnehmbar,“ empört sich Familie Greb, die für einen Verwandtenbesuch nach Freiburg fahren wollte.

Markus Belz (37) muss ebenfalls einen längeren Zwischenstopp in Stuttgart einlegen als ursprünglich geplant. Er hat das Wochenende in seiner Heimat Heilbronn verbracht und ist auf dem Rückweg nach München. „Zum Glück habe ich zufällig von dem Streik im Radio erfahren und konnte auf eine frühere Verbindung ausweichen. Allerdings muss ich jetzt eine Stunde in Stuttgart totschlagen. Aber das ist nichts Neues, generell ist die Verbindung zwischen Heilbronn und Stuttgart eine mittlere Katastrophe,“ sagt er.

Der Schüler Georg Schrink (18) aus Konstanz nimmt den Streik hingegen gelassen. Er wolle den Tag mit Freunden aus anderen Ecken in Baden-Württemberg hier in Stuttgart verbringen. „Wir warten gerade noch auf die anderen, ich hoffe, sie kommen noch,“ so Schrink. „Ich konnte zum Glück das Auto meiner Eltern nehmen, der Zug ist kurzfristig ausgefallen.“