Wie konnte der Zug aus den Schienen springen? Fünf Menschen starben, weil ein Regionalzug bei Garmisch-Partenkirchen entgleiste. Nun wird nach den Verantwortlichen gesucht. Unter den Toten sind auch zwei Frauen, die aus der Ukraine geflüchtet sind.

Nach dem Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen am vergangenen Freitag ermittelt die Staatsanwaltschaft München nun gegen drei Mitarbeiter der Deutschen Bahn. Der Verdacht lautet auf fahrlässige Tötung. Dies teilte das Polizeipräsidium Oberbayern-Süd am Dienstag mit. Nähere Angaben wurden dazu nicht gemacht. Die Staatsanwaltschaft verweist darauf, dass in solchen Fällen stets zunächst die Unschuldsvermutung gilt.

 

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Die Ursache für den Unfall, bei dem im Teilort Burgrain fünf Menschen ums Leben gekommen sind, ist bisher nicht ermittelt. Der Nahverkehrszug, der von Garmisch-Partenkirchen Richtung München fahren sollte, war aus den Schienen gesprungen, drei der vier Waggons kippten um.

Laut dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) geht es nun wesentlich um die Untersuchung der Schienen und der Fahrgestelle des Zuges. Im Bayerischen Rundfunk sagte er, „mit dem Schwerpunkt in Richtung technische Defekte“ werde nach der Unfallursache gesucht.

Die Lok und ein Waggon bleiben noch am Unfallort

Wie nun bekannt wurde, wollte die Bahn den zehn Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen der Gemeinde Oberau und Garmisch-Partenkirchen in den nächsten Wochen sanieren. Die Schienenerneuerungen sollten vom 25. Juni bis zum 9. Juli stattfinden. Wegen der laufenden Ermittlungen nimmt die Deutsche Bahn dazu aber nicht Stellung.

Unterdessen ging es auch am Dienstag mit den Bergungsarbeiten weiter. Laut Polizei wurden der Steuerwaggon und drei Zugwaggons abtransportiert. Die Lok und ein Waggon bleiben derweil am Unfallort, es seien noch Ermittlungen erforderlich. Die Staatsanwaltschaft hat auch einen externen Experten beauftragt, ein unfallanalytisches Gutachten über die Ursache des Unglücks zu erstellen. Die viel befahrene Autobahn 95 ist seit dem Dienstag wieder offen, die Sperrung ab Sindelsdorf wurde aufgehoben.

200 Leute kommen zum Gottesdienst für die Opfer

Über die Getöteten gibt es nun genauere Angaben: Es handelt sich um zwei ukrainische Frauen (30 und 39 Jahre), die erst kürzlich mit ihren Kindern vom Krieg nach Deutschland geflohen sind. Weiter befinden sich unter den Opfern eine 51-Jährige aus Wiesbaden, eine Frau (70) aus dem Landkreis München sowie ein 13 Jahre alter Schüler aus der Region Garmisch-Partenkirchen.

Am Abend des Pfingstmontags hatten die evangelische und die katholische Kirche ein ökumenisches Gebet veranstaltet in der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Partenkirchen. „Um die 200 Leute sind gekommen“, berichtet die Pfarrerin Irene Konrad gegenüber unserer Zeitung. „Es war sehr ergreifend.“ In der evangelischen Kirche ist Konrad für Burgrain zuständig. Sie erzählte, dass Gebete und Texte auch auf Ukrainisch vorgetragen wurden. Der Pfarrer, der den Gottesdienst hielt, sei selbst neun Jahre in der Ukraine tätig gewesen und beherrsche die Sprache sehr gut.

Die beiden Ukrainerinnen haben mehrere Kinder hinterlassen

„Es kamen viele Ukrainerinnen mit ihren Kindern“, erzählt Pfarrerin Konrad. „Wir sind alle sehr erschüttert, es sind fünf schreckliche Schicksale.“ Die beiden Ukrainerinnen haben mehrere Kinder hinterlassen. Ein kürzlich erst 18 Jahre alt gewordener Sohn studiert online an der Universität Kiew. Man versuche, ihn davon abzuhalten, jetzt in seine Heimat zurückzukehren, denn dort müsste er in den Krieg ziehen.

Der bei dem Unglück gestorbene 13-jährige Junge hatte gerade noch eine Prüfung geschrieben, es war der letzte Schultag vor den bayerischen Pfingstferien, kurz danach kam er bei dem Unfall ums Leben. Am kommenden Samstag, dem 11. Juni, soll in Garmisch-Partenkirchen ein ökumenischer Gedenkgottesdienst stattfinden. Dort werden auch Reinhard Marx, Erzbischof der Diözese München-Freising, sowie der evangelische Bischof Reinhard Kopp erwartet.