André Schiele schultert ein 14 Kilogramm schweres Gewicht, mit dem er etliche Kilometer zurücklegt.
Ditzingen - Hätte, wäre, wenn. Hätte es die Pandemie zugelassen, hätte es mehr Wettkämpfe gegeben, wäre er mehr gelaufen. Doch dem war nicht so, nun ist André Schiele eben nicht ganz so fit. Aber was heißt das schon: Marathon zu laufen, ist dem Mann längst nicht mehr genug. Deshalb packt er sich für die Laufstrecke einen 14 Kilogramm schweren Baumstamm auf die Schultern. Das nächste Mal an diesem Samstag, 1. Mai.
Seine Laufstrecke wird ihn von Bietigheim über Besigheim und Hessigheim zur Neckarschleife weiter nach Mundelsheim, Pleidelsheim und wieder zurück führen. Start ist um 11 Uhr in Bietheim in der Fußgängerzone, beim Kuhriosum. Allerdings will er rund eine halbe Stunde eher dort sein. Er hat schließlich ein Ziel: Spendensammeln zugunsten des Ditzinger Lebenslaufs. Das macht er am Startpunkt, aber auch unterwegs. „Wer mitlaufen möchte, kann das gerne machen“, sagt der 46-Jährige. Mit Abstand sei das auch in Coronazeiten möglich.
Positive Überraschung
Im vergangenen Jahr kamen 353 Euro zusammen. Auch dieser Lauf hatte schon unter Pandemiebedingungen stattgefunden. Schiele war zunächst skeptisch gewesen. Wie würden die Passanten reagieren, würde es überhaupt zu den Situationen kommen, die er, Schiele, so schätzt, nämlich über den Baumstamm mit den Menschen ins Gespräch zu kommen? „Ich war positiv überrascht“, sagt Schiele. Die Menschen fragten nach, interessierten sich für das, was er tat.
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Er hofft, dass es dieses Jahr mindestens genauso werden wird. Auch wenn die Menschen noch zurückhaltender, noch zurückgezogener seien.
Gleichgeblieben ist indes der Baumstamm, den der Ingersheimer auf dem rund dreieinhalb Stunden langen Lauf auf den Schultern tragen wird. Gleichwohl: das einen Meter lange Buchenholz hat im Vergleich zum Vorjahr 400 Gramm an Gewicht verloren, das Holz war weiter getrocknet, Wasser entwichen. Beim Laufen merke er diesen Gewichtsunterschied allerdings nicht, sagt Schiele. „Zwei, drei Kilo würden etwas ausmachen, aber nicht 400 Gramm“, erklärt er.
Ursprung im Raum Heilbronn
Er wolle helfen, sagt der 45-jährige Landschaftsgärtner zu seiner Motivation. Zum wiederholten Mal ist er für den Ditzinger Lebenslauf unterwegs. Er wolle all jenen helfen, denen es nicht so gut gehe, präzisiert der Mann, der morgens auch Zeitungen austrägt. Für eine gute Sache zu laufen, war die ursprüngliche Idee des Charityläufers gewesen. Das erste Mal lief er 42 Kilometer – damals noch ohne Baumstamm. Doch er hatte das Gefühl, mehr machen zu wollen. So kam er zum Baumstammlaufen. Dann lernte er Gleichgesinnte aus dem Raum Heilbronn kennen – und blieb dabei. Nach wie vor hat er Kontakt zu den Läufern in der Heilbronner Region. Im Landkreis Ludwigsburg hat der Baumstammläufer noch keine Gleichgesinnten gefunden.
Dass Baumstammlaufen in der Heilbronner Gegend so populär ist, hat einen Grund: dort lebt Mehmet Topyürek. Der Heilbronner Ausdauerläufer gilt als Erfinder des Baumstammlaufs und holte vergangnes Jahr zudem einen Weltrekord: Topyürek war einen Marathon mit Baumstamm auf der Schulter gelaufen – unter sechs Stunden.