Landesverkehrsminister Winfried Hermann muss aufpassen, dass sein großer Wurf in Sachen Regionalverkehr auf der Schiene keinen Holperstart hinlegt, kommentiert Autor Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - An Vorschusslorbeeren hat es nicht gemangelt. Der Weg sei frei für attraktive Angebote für die Fahrgäste im regionalen Bahnverkehr. „Von 2019 an werden sie in modernen, klimatisierten und barrierefreien Zügen mit WLAN unterwegs sein“, versprach Landesverkehrsminister Winfried Hermann. Die von dem Grünen 2016 bei der Vertragsunterzeichnung mit den neuen Bahnanbietern verströmte Euphorie dürfte einen erheblichen Dämpfer erhalten haben. Der Minister ist in den Mühen der Ebene angekommen bei seiner Herzensangelegenheit, den Regionalverkehr auf der Schiene im Land grundlegend neu zu strukturieren.

 

Schwierige Personalgewinnung

Die nun bekannt gewordenen Lieferschwierigkeiten des Zugherstellers Bombardier sind nicht die einzigen Hürden, die es zu überwinden gilt. Die neuen Bahnunternehmen, die von Juni an sukzessive die Strecken rund um Stuttgart übernehmen, tun sich bei der Akquise des fahrenden Personals schwer. Ende Februar etwa soll eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Deutschen Bahn und dem Konkurrenten Go-Ahead unterzeichnet werden. DB-Lokführer sitzen dann im Führerstand der Züge des Konkurrenten.

Land ist in Vorleistung gegangen

Hermann hat viel getan, um Bewegung in den Markt des Regionalverkehrs zu bringen – und ist dabei ins Risiko gegangen. Die eigens gegründete Landesanstalt, die die Züge kauft und an interessierte Bahnunternehmen verpachtet, hat bis Ende 2017 Verbindlichkeiten in Höhe von mehr als 692 Millionen Euro angehäuft. Die können nur abgebaut werden, wenn Pachtzahlungen eingehen. Das setzt wiederum voraus, dass die verpachteten Züge auch tatsächlich vorhanden sind. Hermanns großem Wurf droht ein Stolperstart.