Zuhause an der Uhlandshöhe, Proberaum im Waldheim Maria, eine Gauklerin im 21. Jahrhundert

Maria Scheib ist 28 Jahre alt und war schon früh fasziniert von Straßenkünstlern. Vor gut drei Jahren hat sie beschlossen, hauptberuflich als Gauklerin zu arbeiten. In der Sommersaison ist ihr Terminkalender voll.
S-Ost - Ich möchte euch begrüßen / und euch den Tag versüßen / Mit Jonglage, Äquilibristik / und mit edelster Artistik!“ So begrüßt Maria, die Gauklertochter, die Besucher ihrer Webseite und oft auch ihr Publikum bei Straßenfesten oder Mittelaltermärkten. Am Vatertag feiert sie die Premiere des Kindertheaterstücks „Der störrische König“ im Waldheim Gaisburg, dann ist sie zwei Tage beim Mittelaltermarkt in Bad Wildbad, dann folgen Schulaufführungen in Freiberg am Neckar, weitere Märkte und Auftritte in Eliszi’s Jahrmarkttheater auf dem Killesberg. Der Terminkalender von Maria Scheib ist in diesen Tagen voll, die Gaukler-Saison hat nach dem langen Winter endlich wieder angefangen.
Schon früh mit den Eltern auf der Bühne
Die Musik, das Reimen, die Artistik und Kunststücke sind Maria Scheib schon von klein auf nach und nach mitgegeben worden, später hat sie selbst weiter intensiv daran gearbeitet. Die Straßenkünstlerin wuchs in Diefenbach und Umgebung auf, ihre Eltern waren beide Lehrer, machten selbst Folklore-Musik auf alten Instrumenten und traten an den Wochenenden in den Kurorten in der Gegend auf. „Meine Schwester und ich haben da relativ früh mitgemacht, mit Blockflöte und Trommeln. Das hat mir viel Spaß gemacht“, sagt Maria Scheib, die Flöte, Gitarre und später auch Klavier lernte. „So hat es angefangen.“
Hier können Sie einen Auszug ihrer Arbeit zum Thema Beziehungen hören
Mit 13 fing sie an zu jonglieren, als ihre dreieinhalb Jahre ältere Schwester in einem Verein Einrad fahren lernte, wollte sie das unbedingt auch machen und brachte es sich selbst bei. Irgendwann schenkte ihr jemand ein Diabolo, zu Weihnachten gab es Keulen, die sie sich gewünscht hatte. Ihre Schwester und sie übten viel draußen auf der Straße. Das wiederum fiel einer Frau auf, die in Diefenbach und Maulbronn Kunsthandwerkermärkte veranstaltete und sie dafür engagierte, erst gegen Hutgeld, dann auch für eine kleine Gage.
Der erste echte Straßenkünstler hat sie beeindruckt
Als sie in der 12. Klasse war, ging Maria Scheib mit einer Schulfreundin auf eine Tour nach Lindau. Sie hatten ein kleines Programm zusammengestellt, um mit Auftritten die Reisekosten aufzubessern. „Da habe ich zum ersten Mal die Show von einem echten Straßenkünstler gesehen“, erzählt die Gauklerin. „Da war mir klar, dass ich das auch werden wollte.“ Sie war fasziniert davon, „dass der nur Blödsinn geredet hat, aber die Leute sind stehen geblieben“. Zu dem Künstler hat sie heute noch Kontakt, er hat eine eigene Künstleragentur und vermittelt auch ihr Auftritte.
Nach dem Abitur hat Maria Scheib viel probiert: Sie gab Gitarrenunterricht, war ein Jahr lang an der Theater-Akademie im Stuttgarter Osten, drei Monate an einer Artistenschule in Berlin, ein Jahr an der Musikhochschule Trossingen, zurück in Stuttgart an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst mit Schwerpunkt Figurentheater, zwischendurch in Bochum am Figurentheater-Kolleg.
Die Büroarbeit macht keinen Spaß, der Rest um so mehr
„Ich wollte immer mein eigenes Ding zusammenstellen“, sagt Maria Scheib. „Ich hatte viele Ideen, was ich sonst noch alles machen könnte. Aber dafür hat mir immer die Zeit gefehlt.“ Sie übte und probierte und entschied sich irgendwann für diese außergewöhnliche Form der künstlerischen Selbstständigkeit. Reimen, Erzählkunst sei ihre Spezialität, sagt sei, mit dem Diabolo fühle sie sich am wohlsten. Einfach ist das Gauklerinnen-Dasein aber nicht. „Natürlich merkt man immer wieder, welche Nachteile das hat.“ Sie sei zum Beispiel auf das Headset angewiesen, braucht also eine elektronische Verstärkung. Damit darf sie aber nicht einfach – im Gegensatz beispielsweise zu Straßenmusikern mit nicht gerade leiser Klarinette – auf dem Schlossplatz auftreten, dafür gibt es in Stuttgart keine Genehmigung. Und die Büroarbeit, die Verhandlungen, die Bewerbungen für Straßenfestivals – „das macht keinen Spaß, muss aber sein. Und ich finde es gut so, wie es ist.“
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