Im Bürgerhaus Rot ist die Bezirkskonferenz in die nächste Runde gegangen. Eine Image-Offensive wird gewünscht, um den Stadtbezirk Zuffenhausen in ein besseres Licht zu rücken.

Rot ist die Zustandsbeschreibung, grün die Lösung, gelb sind übergreifende Ziele und Visionen, also was sie wollen für Zuffenhausen.“ Julia Chiquerille, Dozentin der evangelischen Hochschule in Ludwigsburg, erklärt, warum die farbigen Karten auf sechs Thementischen im Bürgerhaus Zuffenhausen-Rot liegen. Dort geht die Bezirkskonferenz in die nächste Runde, erstmals als World-Café – angeregt von Bianca Jahnke, Leiterin der Awo Zuffenhausen. „Dieses Format ist echte Gemeinwesenarbeit“, nickt Chiquerille und erläutert: „Die Teilnehmenden diskutieren 30 Minuten an einem Tisch, wechseln dann weiter zum nächsten zu einem neuen Thema.“ Sitzen blieben indes die Tisch-Gastgeber aus Bürgerschaft und Verwaltung. „Sie moderieren.“

 

Kaum haben diese in die jeweiligen Tischthemen eingeführt – Wohnen, Zusammenleben, Gewerbe, (Rad)Verkehr, Bildung und Kultur sowie Sauberkeit und Ordnung – diskutieren 60 Teilnehmende leidenschaftlich. Auch Chiquerilles Studierende sind dabei: Sie protokollieren, um daraus Handlungsempfehlungen für Zuffenhausen abzuleiten. Bei „Wohnen“ kommen „zu hohe Mietpreise“ auf ein rotes Kärtchen – und an die Pinnwand. Eine Beraterin der Diakonie beschreibt, wie schwer es für viele Menschen mit normalen Einkommen sei, bezahlbaren Wohnraum zu finden. „Ich habe unglaubliche Verträge gesehen: 450 Euro für 15 Quadratmeter ohne Küche und Bad!“ Eine andere bringt geförderten Wohnraum ins Spiel. „Der muss unter 50 Prozent bleiben, es braucht eine bessere soziale Durchmischung im Quartier, damit es nicht kippt“; an die Pinnwand kommt nun „Ungleichgewicht bei Sozialwohnungen“. Dort ist auch zu lesen, wie viel Grün Zuffenhausen-Rot hat – und „Höher bauen, um Grünflächen zu erhalten“ oder „Nachbarschaftstreffs für Miteinander“. Gewünscht werden – in gelb – etwa eine Wohnbörse, gute Infrastruktur ohne Autos, qualifizierte Freiräume, die „5-Minuten-Stadt“, alles für den täglichen Bedarf erreichbar, vom Laden über Grundschule bis Haltestelle, in fünf Minuten.

Zu wenig Spielplätze, Sporthallen und Kita-Personal

Die Gastgeber, Hartmut Friedel vom Amt für Stadtplanung und Wohnen sowie Martin Gebler von der Baugenossenschaft Neues Heim, betonen, es gelte Nachhaltigkeit, Ökologie, Quartiersqualität und -management, demografische Entwicklungen und Bezahlbarkeit zusammenzubringen. Friedel berichtet, wie im Rahmenplan Rot seit 2019 an den Potenzialen und Perspektiven des Quartiers gearbeitet wird; Gebler von „Am Rotweg“, eines der Modellprojekte genossenschaftlichen Wohnens für die Internationale Bauausstellung 2027.

Am Tisch „Bildung und Kultur“ will man eine „Imageoffensive für Zuffenhausen“. „Weg von Defiziten, hin zu Positivem, Zuffenhausen hat viel Natur, ein Bad“, so Annerose Soldt von der VHS, die mit Alexios Karamanolas, Bewohner und Migrationsforumsmitglied, moderiert. In der Endrunde werden alle Ergebnisse vorgestellt. Die Bildungsgruppe hat notiert: zu wenig Spielplätze, Sporthallen, Kita-Personal, Qualität der Angebote verbessern, vor allem Jugendliche erreiche man nicht, Eltern mit Migrationshintergrund für Sportvereine gewinnen, Community besser vernetzen.

Bildungspatenprogramme, mehr interkulturelle Brückenbauer, soziale Begegnungen und sozialen Wohnraum mit „Vorrang für Erzieher*innen“ ist an der Pinnwand bei „Zusammenleben“ zu entdecken, bei „(Rad)-Verkehr“ mehr Sichtbarkeit, Tempo 30, Umsetzung der Fahrradoffensive. Bei „Sauberkeit und Ordnung“ geht es um mehrsprachige Kampagnen, Schulen-Großputz, Wegweiser zu Mülleimern und Verantwortungsbewusstsein, bei „Gewerbe“ um aufgewerteten öffentlichen Raum, bessere Nahversorgung und aktive Flächenpolitik.

Nach zwei Stunden World-Café resümiert Bezirksvorsteher Saliou Gueye, der die Bezirkskonferenz 2021 gründete: „Eine gute Methode, viele Menschen, Meinungen, Einstellungen und Ideen zusammenzubringen.“ Akteure aus allen Stadtteilen Zuffenhausens, Experten aus Verwaltung und Politik – aus sieben Abteilungen und Fraktionen des Bezirksbeirats – seien der Einladung gefolgt. Er wolle sich einsetzen, dass die gemeinsam entwickelten Ideen, Ergebnisse, Lösungsansätze und Fragestellungen in konkrete Veränderungsmaßnahmen flössen. „Der Prozess darf nicht versiegen, sondern muss im Sinne einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Politik und den Akteuren vor Ort verstetigt werden.“