Von den Erzeugungsrichtlinien bis zur Vermarktung im Regal – bei der Remstalkellerei in Weinstadt steht derzeit vieles auf dem Prüfstand. Der Geschäftsführer Peter Jung sagt angesichts der Probleme voraus, dass in dem Unternehmen massive Eingriffe bevor stehen.

Weinstadt - „Die Nachricht aus Stetten war sehr überraschend für uns“, sagt Heike Schacherl, im Vorstand der Remstalkellerei für Finanzen und Verwaltung zuständig, und meint die Überlegungen der örtlichen Weingärtnergenossenschaft, die Remstalkellerei zu verlassen und ihren Wein anderweitig ausbauen, abfüllen und vermarkten zu lassen. Dieser Tage sind Schacherl und der Geschäftsführer Peter Jung viel unterwegs im Remstal. „Wir tingeln durch die Ortsgenossenschaften“, sagt Peter Jung, der betont: „Jede Ortsgenossenschaft ist für uns sehr wichtig, wir wollen weiter mit ihnen zusammenarbeiten.“ Von Abwanderungsgedanken anderer Partner der Remstalkellerei sei ihm nichts bekannt, sagt der Geschäftsführer und versichert: „Egal, wie dieser Prozess ausgeht – wenn ein Mitglied der Weingärtnergenossenschaft Stetten der Remstalkellerei treu bleiben will, dann finden wir eine Lösung.“

 

Mehr Baustellen als zunächst gedacht

Lösungen gilt es in der Remstalkellerei in der nahen Zukunft etliche zu finden. „Wir wussten, dass Baustellen vorhanden sind, aber dass diese in so kurzer Zeit ein solches Ausmaß annehmen, hätten wir nicht gedacht“, sagt Heike Schacherl, die nun mit Peter Jung an einem Konzept für die Restrukturierung der Remstalkellerei arbeitet: „Wir wollen den Betrieb wieder auf Vordermann bringen.“

Dabei gelte zunächst, ein realistisches Bild vom Ist-Zustand zu zeichnen und dann eine Zukunftsvision zu entwickeln. Vor wenigen Wochen haben die Gremien der Remstalkellerei, wie berichtet, die Reißleine gezogen und die Auszahlungen an die Mitglieder vorerst gestoppt. „Wir können nur ausbezahlen, was wir erwirtschaftet haben“, argumentiert Jung. Bislang seien die Einschätzungen was Absatz und Umsatz angehe zu optimistisch gewesen: „Man hat den Markt nicht genau genug beobachtet: was wird gerne getrunken und zu welchem Preis?“

Tatsache sei, dass es im eigenen Haus noch hohe Altbestände gebe, erklärt Heike Schacherl und betont, die in einem internen Mitgliederschreiben vertretene Einschätzung zum 2016er-Jahrgang habe sich ausschließlich auf die Offenweinbestände im eigenen Keller bezogen und seien nicht als allgemeines Urteil zu verstehen. „Unser wichtigstes und oberstes Ziel ist, unseren Mitgliedern sobald wie möglich das Traubengeld wieder auszuzahlen.“

Strukturen müssen verändert werden

Zum Thema Zukunftskonzept sagt Peter Jung: „Es gibt keine Denkverbote. Wir können aber nur Dinge anregen und mit in die Wege leiten.“ Es werde massive Eingriffe ins Unternehmen geben müssen. Der Fokus liege auf den zukünftigen Strukturen des genossenschaftlichen Weinbaus im Remstal, in den auch Überlegungen zu einer zentralen Erfassungsstruktur mit einfließen würden. „Dies geht aber nur im Einklang mit den Ortsgenossenschaften.“ Ein weiteres Thema sind die Rebsorten. „Wir müssen sehen, welche wir forcieren möchten“, sagt Jung: „Wir durchleuchten alles, von den Erzeugungsrichtlinien bis zur Vermarktung im Regal.“