Im Kursaal Bad Cannstatt wurden von Mitgliedern der Zukunftswerkstatt Vorschläge präsentiert, wie der Bezirk bis ins Jahr 2030 attraktiver werden kann. Dabei gab es viel Lob für die engagierte Bürgerschaft.

Bad Cannstatt - Mutig, visionär, leidenschaftlich und kraftvoll: So beschreibt Hermann-Lambert Oediger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung die Bad Cannstatter, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten im Rahmen der Zukunftswerkstatt intensiv mit ihrem Stadtbezirk beschäftigt haben. „Ich bin von ihren Ideen und ihrer Detailschärfe beeindruckt“, lobte Oediger.

 

Der Chef der Abteilung Stadtentwicklung war am Dienstagabend einer von rund 80 Gästen im Kursaal, die der Einladung des Bezirksamtes, der Volkshochschule und der Hauptorganisatoren der Zukunftswerkstatt gefolgt waren. „Es sind etwas weniger Leute als im vergangenen Jahr, aber die Hälfte der Bad Cannstatter ist heute wohl bei einer Weihnachtsfeier“, sagte Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler und schmunzelte. 200 bis 300 Bürger hatten bei der ersten großen Veranstaltung im Rahmen der Zukunftswerkstatt den Weg in den Kursaal gefunden. Damals habe man sich den Zielen für Bad Cannstatt angenähert, sagte Löffler. „Aus der Annäherung ist nun Konkretes geworden.“ Das müsse und könne zwar nicht gleich in Gemeinderatsbeschlüssen münden, „aber die Impulse lassen uns dem Ziel ein Stück näher kommen“. Es gehe schließlich nicht um irgendeinen Bezirk, sondern um „unseren, den schönsten und größten in Stuttgart“.

Fünf Arbeitsgruppen hatten sich gebildet, die nun schon zum Teil die vorher formulierten allgemeinen Ziele in konkrete Vorschläge gegossen haben. Am Dienstag wurden sie präsentiert. „Wir müssen den Kurort-Gedanken wiederbeleben“, sagte beispielsweise die Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins, Angelika Grupp, welche die Arbeitsgruppen Arbeit und Wirtschaft, Freizeit und Kultur sowie Bürgerschaft im Kursaal vertrat. Vornehmlich gehe es darum, „Verweilqualität in Bad Cannstatt zu schaffen“.

Ein Ziel der Zukunftswerkstatt: Der Neckar als Wohnzimmer

Das ist auch das Ziel der Arbeitsgruppen Städtebau und Wohnen sowie Mobilität, die schon etwas weiter in der Ausarbeitung sind. Insgesamt haben die Mitglieder sechs Schwerpunkt-Bereiche benannt, die mit 60 recht konkreten Maßnahmen attraktiver gemacht werden sollen – vom Wilhelmsplatz über den Bereich rund um den Bahnhof, das Neckarufer oder die König-Karls-Brücke (wir berichteten). Bei Letzterer haben die Stadtplaner ganze Arbeit geleistet, meinte Joachim Schlegel. „Sie haben dort wohl keine 500 Grashalme übrig gelassen.“ Und als nächstes komme der Autofahrer dann zum Wilhelmsplatz. „Das löst doch nur Fluchtreflexe aus. Aufs Gas und weg. Bloß nicht anhalten. Wer könnte bei diesem Anblick daran denken, dass es in Bad Cannstatt auch noch etwas Schöneres gibt“, sagte Schlegel – wie beispielsweise der Bereich am Neckar, der großes Potenzial biete. „Wir brauchen ein Wohnzimmer am Fluss, eine gute Stube“, sagte die Arbeitsgruppen-Patin Wallie Heinisch. Zum einen sei es wichtig, Anlaufstellen zu haben, die zum Verweilen einladen. Und zum anderen, dass Bad Cannstatt am Neckar sein Gesicht zeige. Auf der einen Seite des Flusses – entlang der Neckartalstraße – sehe es abends bei passender Beleuchtung wie in Paris aus. Auf der anderen Seite gebe es dagegen eher nur unübersichtliche Trampelpfade. „An dieser Stelle muss das Grün weg. Und wir müssen einen attraktiven Übergang schaffen.“ Die Wilhelmsbrücke erfüllt die Erwartungen der Mitglieder der Zukunftswerkstatt nicht.

Am 17. Januar folgt die nächste Veranstaltung

„Sie schaffen es, Visionen zu entwickeln“, sagte Hermann-Lambert Oediger vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung nach der Präsentation. „Uns gelingt das nicht immer.“ Was nun von den Ideen umsetzbar sei, müsse man noch klären. Einiges sei im Masterplan Landschaftspark Neckar enthalten. „Neun Millionen Euro sind im aktuellen Doppelhaushalt eingestellt.“ Unter anderem für das Wasenufer mit Querung. „2017 folgt ein Ideenwettbewerb für den Bereich Neckarknie“, sagte Oediger. Doch es sei natürlich noch viel mehr zu tun. „Vielleicht ist auch eine Stadtsanierung der richtige Ansatz.“ Das große Ganze dürfe man nicht aus den Augen verlieren.

Das sehen die Mitglieder der Zukunftswerkstatt genauso. Den nächsten Ausblick in die Zukunft gibt es am Dienstag, 17. Januar, im Kursaal. Von 19 bis 22 Uhr werden Wünsche an Politik und Fachleute formuliert. Es ist der Abschluss der Veranstaltungsreihe „Zukunft Bad Cannstatt 2030 – ein Schritt ins Konkrete“. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion werden die Wege nach Bad Cannstatt 2030 abgesteckt.