32 Gräber in Waiblingen machen sichtbar, was oft abstrakt bleibt: Der Nazi-Terror war näher, als viele glauben. Was der DGB am 8. Mai fordert, geht über Erinnerung hinaus.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Von fern wirken sie abstrakt, die Millionen Opfer des Nazi-Terrors. Doch 32 Gräber in Waiblingen holen das Grauen in die Nähe: Sie stehen symbolisch für mehr als 1300 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die im Rems-Murr-Kreis ausgebeutet und ermordet wurden. Der Kreisverband des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hat ihrer am 8. Mai gedacht. Vor dem stillen Gedenken hatten Ehrenamtliche die Gedenktafel und die Grabsteine gesäubert – ein Zeichen gelebter Erinnerung.

 

NS-Terror vor der Haustür: Erinnerungen an die Opfer

Andre Fricke, Gewerkschaftssekretär beim DGB, fand klare Worte: „Terror und Krieg der Nazis haben auch hier gewütet – nicht nur in Berlin oder an der Front, sondern direkt vor unserer Haustür.“ Fricke erinnerte daran, dass die Täter nicht nur in Regierungssesseln saßen, sondern auch im Alltag der Region zu finden waren – auf Bauernhöfen, in Rüstungsbetrieben, unter den Nachbarn.

Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa – und wird seitdem von vielen als „Tag der Befreiung“ begangen. Für Fricke ein Anlass, nicht nur zu erinnern, sondern auch politisch zu fordern: Der Tag müsse gesetzlicher Feiertag werden – als „dauerhafte Würdigung der Opfer und Mahnung für kommende Generationen“, so seine Forderung.

DGB setzt Zeichen gegen Rechtsruck: Für Demokratie und Vielfalt

Gleichzeitig stellte sich der DGB klar gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck. In einer Zeit, in der Kriegsrhetorik und Menschenfeindlichkeit wieder lauter werden, sei es umso wichtiger, Haltung zu zeigen. „Aus historischer Erfahrung und aktueller Verantwortung“, so Fricke, „wehren wir uns gegen die Feinde von Demokratie, Freiheit und Vielfalt.“

Ein Gedenken – nicht nur für die Vergangenheit. Sondern als Appell an die Gegenwart. Und als Auftrag für die Zukunft.