Auch 2023 sind mehr junge Menschen aus den ostdeutschen Bundesländern in den Westen gezogen als umgekehrt. Was bedeutet das für die Altersstruktur? Und wie steht es um die Zuwanderung aus dem Ausland?

Wiesbaden - Die Abwanderung junger Leute aus den ostdeutschen Bundesländern hält an. So sind im vergangenen Jahr erneut mehr 18- bis 29-Jährige von dort in den Westen gezogen als umgekehrt - konkret waren es netto 7.100 Menschen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden zum Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) mitteilte. Berlin wurde bei den Berechnungen jeweils nicht berücksichtigt. 

 

"Damit setzte sich der seit 1991 bestehende, kontinuierliche Wanderungsverlust Ostdeutschlands gegenüber dem Westen in dieser Altersgruppe auch 2023 fort", hieß es. Dieser dürfte auch auf die Abwanderung zum Studium oder zur beruflichen Ausbildung zurückzuführen sein. Laut den Daten sind seit 1991 insgesamt netto 727.000 zu dem Zeitpunkt 18- bis 29-Jährige aus den ostdeutschen Ländern in den Westen abgewandert.

Weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter im Osten (ohne Berlin)

Die jahrzehntelange Entwicklung trägt auch dazu bei, dass der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter im Osten niedriger ausfällt. Laut dem Zensus 2022 waren in den ostdeutschen Ländern (ohne Berlin) 57,5 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahre alt. In den westdeutschen Ländern lag der Anteil dagegen bei 61,6 Prozent. Anteilig die wenigsten Menschen im erwerbsfähigen Alter gab es in Sachsen mit rund 57 Prozent, die meisten in Berlin mit rund 64 Prozent. Zudem liegen die zehn Kreise mit dem niedrigsten Anteil der 18- bis 64-Jährigen allesamt im Osten. Das Schlusslicht bildet dabei Dessau-Roßlau (53,4 Prozent).

Über alle Altersgruppen hinweg sind die Wanderbewegungen zwischen Ost und West in den vergangenen zehn Jahren übrigens deutlich ausgeglichener gewesen. Laut den Daten sind im vergangenen Jahr sogar erstmals seit 2016 wieder insgesamt mehr Menschen aus den ostdeutschen in die westdeutschen Länder abgewandert als umgekehrt. Allerdings sei dieser Wanderungsverlust mit insgesamt 3.000 Personen vergleichsweise gering ausgefallen. Zuvor habe es - nach Jahrzehnten teils starker Abwanderung - von 2017 an einen leicht positiven Binnenwanderungssaldo in den ostdeutschen Ländern insgesamt gegeben. 

Auffällig sind dabei aber auch die Unterschiede bei den Bundesländern: "Während bei Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in den vergangenen Jahren ein positiver Binnenwanderungssaldo zu verzeichnen war, sind Thüringen und Sachsen-Anhalt seit 1991 durchgängig von einer Nettoabwanderung in die westdeutschen Länder betroffen", hieß es.

Nettozuwanderung aus dem Ausland pro Kopf in Brandenburg am niedrigsten 

Die Statistiker blickten auch auf die Nettozuwanderung aus dem Ausland. Den höchsten Wert je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner verzeichneten die Stadtstaaten Bremen (140 Personen), Berlin (131) und Hamburg (116). Die niedrigste Nettozuwanderung aus dem Ausland wies mit 63 Personen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner Brandenburg auf, gefolgt von Bayern (69) und Nordrhein-Westfalen (70). 

Laut dem Mikrozensus 2023 hatten in den westdeutschen Ländern (ohne Berlin) 27,6 Prozent der Bevölkerung eine Einwanderungsgeschichte. In den ostdeutschen Ländern (ohne Berlin) war der Anteil mit 9,7 Prozent weniger als halb so hoch. In Berlin betrug der Anteil von Menschen mit Einwanderungsgeschichte 33,6 Prozent.