Der englische Schlagzeuger John Hiseman, einer der Protagonisten des Jazzrock, ist im Alter von 73 Jahren an einem Hirntumor gestorben.

Stuttgart - Wenn es den Prototypen eines Fusion-Musikers gab, der sich seiner Leidenschaft ganz spielerisch von zwei Seiten gleichzeitig nähern konnte, dann der englische Drummer John Hiseman. Bei den Jazzrock-Pionieren der Graham Bond Organisation, aus der der Cream-Bassist Jack Bruce (Cream) und der Gitarrist John McLaughlin (u. a. Miles Davis) hervorgingen, folgte Hiseman 1966 auf Ginger Baker. Mit dem Saxofonisten Dick Heckstall-Smith gründete er 1968 die Band Colosseum, die Rock und Jazz zu einer ganz neuen Melange verschmolz. Hiseman begleitete nie nur, er war ein extrem rühriger Drummer, der gestalten konnte mit Snare-Wirbeln, rasant rhythmisch laufenden Becken und vertrackten Mustern auf den Toms.

 

Colosseum lösten sich 1971 auf, 1975 startete Hiseman einen zweiten Anlauf mit Gary Moore an der Gitarre und Don Airey an den Keyboards, aus dem drei bemerkenswerte Alben hervorgingen. 1976 lud der Stuttgarter Jazz-Pianist Wolfgang Dauner John Hiseman und dessen Ehefrau, die Saxofonistin Barbara Thompson in sein neu gegründetes United Jazz + Rock Ensemble ein, in dem international renommierte Virtuosen wie Albert Mangelsdorff (Posaune), Eberhard Weber (Bass) und Charlie Mariano (Saxofon) spielten. Funkelnde Meisterwerke wie „Steps of M. C. Escher“ vom Debütalbum, live aufgenommen im Stuttgarter Schützenhaus, gelten bis heute als Meilensteine des Jazzrock und öffneten auch einem weniger Jazz-affinen Publikum die Ohren. Hiseman war der wirbelnde Taktgeber des Ensembles, immer in Bewegung und immer in aufmerksamer Interaktion mit seinen Kollegen.

Am 12. Juni nun ist Hiseman im Alter von 73 Jahren an einem Hirntumor gestorben, der erst im April diagnostiziert worden war. Er befand sich auf einer Tournee mit JCM – einer auf ein Power-Trio abgespeckten Version von Colosseum.