Neil Peart war der Herzschlag des kanadischen Rocktrios Rush. Nun ist der Ausnahme-Schlagzeuger und geistreiche Songtexter mit 67 gestorben.

Stuttgart - Ohne eine Miene zu verziehen, schlug, kitzelte und streichelte der kanadische Schlagzeuger Neil Peart die fein aufeinander abgestimmten Trommeln und Becken, die er wie eine Burg im Kreis um sich errichtete. Völlig geerdet, auf andere Art cool wirkte er im Vergleich zu anderen Rock-Schlagzeugern: Die einzige Showeinlage bei Peart war sein atemberaubendes Spiel, und es schien so, als würden die durchkomponierten, ineinander verschachtelten Rhythmen schweben, mit denen er die Songs des progressiven kanadischen Rock-Trios Rush unterlegte.

 

1974 schloss Neil Peart sich dem Sänger und Bassisten Geddy Lee und dem Gitarristen Alex Lifeson an, und bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2015 blieben die drei sich treu: Sie traten als Personen stets hinter ihre komplexe Musik zurück und blieben die Kanadier geerdete Rockstars zum Anfassen, obwohl sie weltweit über 40 Millionen Alben verkauft haben, riesige Stadien füllten und ihre Anhängern sie kultisch verehren.

Dazu tragen auch die Texte bei, die nahezu alle aus Neil Pearts Feder stammen und oft um philosophische Fragen von Menschlichkeit und Freiheit kreisen. In „Free Will“ vom Album „Permanent Waves“ (1980) reflektiert er, dass Entscheidungsfreiheit alleine nicht unbedingt zu menschlicher Selbstbestimmung führe, sondern nur ein freier Wille. Der Rush-Hit „Tom Sawyer“ vom Album „Moving Pictures“ (1981), angelehnt an Mark Twain, propagiert bewusstes Sein und einen freien Geist. Am 7. Januar ist Neil Peart im Alter von 67 Jahren einem Hirntumor erlegen. Seine Musik und seine Gedanken werden weiterleben.