Er hat den Deutschen den Swing gebracht: Der Bandleader und Saxofonist Max Greger ist gestorben.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Das nennt man wohl ein richtig ausgefülltes Musikerleben. Mehr als dreitausend Songs hat Max Greger produziert, über 150 Schallplatten aufgenommen, mit internationalen Größen wie Ella Fitzgerald, Duke Ellington und Louis Armstrong und vor allen Dingen nationalen Größen wie seinen zwei engen Freunden Paul Kuhn und Hugo Strasser gespielt. Den einen, Kuhn, hat er nun um zwei Jahre überlebt, der andere, der mittlerweile 93-jährige Klarinettist Strasser, hat ihm nun seine Reverenz erweisen: denn am Samstagmorgen ist Max Greger im Alter von 89 Jahren in seiner Geburts- und lebenslangen Heimatstadt München einem erst vor kurzem diagnostizierten Krebsleiden erlegen.

 

„Das ist ein großer Jammer. Aber das ist der Lauf der Zeit“, kommentierte sein langjähriger Weggefährte Strasser die betrübliche Nachricht. „Jetzt bin nur noch ich da von den drei Swing-Legenden. Paul Kuhn war der erste, jetzt der Max, der nächste bin ich“, so der Musiker. „Max Greger sollte noch im September mit der SWR Big Band und Hugo Strasser in Böblingen auftreten. Er war ein Herzblutmusiker bis zum letzten Atemzug“, sagte zu Gregers Tod der SWR-Intendant Peter Boudgoust am Sonntag. „Er suchte bis zuletzt die Bühne und gab den Ton an.“

Metzger hätte Greger eigentlich werden sollen, aber schon mit zehn Jahren schenkte ihm sein Opa ein Akkordeon, was Greger schnurstracks zu einem Klarinetten- und Saxofonstudium am Münchener Konservatorium führte. Schon bald nach Kriegsende durfte er als einer der wenigen Deutschen in den Clubs der amerikanischen Besatzer spielen, schon 1948 legte der Pionier der deutschen Swing- und Jazzmusik mit seinem Max-Greger-Sextett den Grundstein für eine bald siebzig Jahre andauernde deutsche Musikerkarriere, die bald auch nach seiner fünfwöchigen Tournee durch die Sowjetunion als einer der ersten westlichen Künstler im Jahr 1959 kräftig Fahrt aufnahm.

Die unzähligen Alben von Schlager bis zu Jazz mag man gar nicht zählen, die Tourneen und Fernsehauftritte insbesondere bei den großen ZDF-Samstagabendshows erst recht nicht. Die Studioproduktionen mit der SWR Big Band seien noch hervorgehoben, die Konzerte mit seinem Sohn Max jr. (ebenfalls einem Berufsmusiker) und seinem Enkel Max (einem Rechtsanwalt und Hobbymusiker) sowie sein unermüdliches Treiben; noch vor einem Monat stand Max Greger zuletzt in seiner Heimatstadt München auf der Bühne, gemeinsam wieder einmal mit Hugo Strasser – und dem Stuttgarter Bassisten Mini Schulz. „Einen Tag nach den Jazz-Open durfte ich mit ihm noch einmal auf der Bühne stehen“, erinnert sich Schulz, der „in 25 Jahren gemeinsamen Zusammenspiels viel von ihm gelernt“ hat und „in großer Achtung“ Abschied von Greger nimmt.

In Erinnerung wird der Saxofonist bleiben als einer der charismatischsten deutschen Bandleader sowie einer der Wegbereiter des Durchbruchs der Unterhaltungsmusik in Deutschland. Und sein fetter Bigbandsound wird ausgerechnet im kürzesten von ihm geschaffenen Musikstück lebendig bleiben: in der von ihm und seiner Band gespielten 23-sekündigen Komposition „Up to Date“, die allsamstäglich im ZDF als Titelmelodie des „Aktuellen Sportstudios“ zu hören ist.