Der Effektspezialist Douglas Trumbull hat Stanley Kubrick die Tricks für „2001“ geliefert, hat „Blade Runner“ geprägt und „Star Trek“ gerettet. Im Alter von 79 Jahren ist er nun gestorben.

Stuttgart - An Ideen hat es dem Science-Fiction-Kino nie gemangelt. Aber immer wieder mal an den technischen Möglichkeiten, sie glaubhaft umzusetzen. Einer, der das nicht hinnahm, einer der großen Grenzverschieber des Kinos, war Douglas Trumbull: Erfinder, Effektspezialist, Designer und Regisseur. Für Trumbull, der am 7. Februar im Alter von 80 Jahren gestorben ist, war Science-Fiction auf der Leinwand keine Frage isolierter Verblüffungen. Er blickte über die einzelne Einstellung und ihre Probleme hinaus, strebte nach jener sinnlichen Glaubhaftigkeit einer fremden Welt, die den Zuschauern das Eintauchen ermöglichen würde. Trumbulls Arbeit prägte Meilensteine des (SF-)Kinos, etwa Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968) Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnungen der dritten Art“ (1977) und Ridley Scotts „Blade Runner“ (1982) etwa.

 

Schon mit seiner Arbeit an „2001“ wurde Trumbull zur Legende in Hollywood. Und als er 1972 seinen selbst inszenierten „Silent Running – Lautlos im Weltall“ vorlegte, einen bis heute frisch und anrührend gebliebenen Film über die Selbstauslöschung der Menschheit und individuellen Widerstandsgeist, hätten ihm die Studios eigentlich zu Füßen liegen müssen. Trumbull hatte damit vorgeführt, was man viel später in der Traumfabrik am Deutschen Roland Emmerich so zu schätzen wusste: dass sich verblüffende Schauwerte von überzeugten Tüftlern zu einem Bruchteil jener Kosten realisieren ließ, die eine Großproduktion nach üblicher Kalkulation verschlungen hätte.

Vom Kino zur Achterbahn

Aber es kam anders. Die Geschichte von Trumbull in Hollywood ist trotz diverser Ehrungen auch durch die Oscar-Academy eine der Sackgassen und Niederlagen, des Kampfs gegen Ignoranz und Verschlagenheit und der verschleppten und geplatzten Projekte. Als der erste „Star Trek“-Kinofilm (1979) vor dem katastrophalen Scheitern stand, weil die Produzenten Leuten vertraut hatte, die mit den tricktechnischen Herausforderungen nicht im Ansatz fertig wurden - da kam Trumbull als Feuerwehr gerade recht. Er erwies sich als einfallsreicher Nothelfer, Trickzauberer, Sparfuchs, schlafloses Arbeitstier und beispielloser Team-Motivator. Aber das Vertrauen, diesen Mann dann einfach mal wagen und machen zu lassen, was er als neue Projekte vorschlug, das erwuchs daraus seltsamerweise nur bei wenigen.

Mitte der 80er Jahre zog sich Trumbull frustriert aus dem Filmemachen zurück. Er verfeinerte und entwickelte im Hintergrund technische Apparaturen und Verfahren, vor allem aber setzte er mit einer eigenen Firma ambitionierte Varianten der traditionellen Fahrgeschäfte um. Als einige Kritiker zu maulen begannen, Filme sähen mehr und mehr wie Achterbahnfahrten aus, machte Trumbull aus Achterbahnfahrten Kinoerlebnisse – die „Zurück in die Zukunft“-Sause etwa, die zur großen Touristenattraktion des Universal-Studios-Freizeitparks wurde.

Ein kribbeliges Gefühl von Zukunft

Für Terrence Malicks „The Tree of Life“ kehrte Trumbull ins aktive Filmgeschäft zurück, das er nie aus den Augen verloren hatte. Die Möglichkeiten wie die Risiken computergenerierter Bilder hatte er sofort erkannt und dachte auch hier über die Gelegenheit zur Erschaffung einzelner Effekte weit hinaus. Auf dem ehemaligen Farmgelände in Massachussetts, auf dem er sein Produktions- und Bastelzentrum errichtet hatte, baute er ein Green-Screen-Studio, das alle nur erdenklichen Welten in einem einzigen Raum erstehen lassen sollte. Dort sollten die Schauspieler jene virtuelle Szenerie sehen und auf sie reagieren können, die bislang erst nachträglich den Filmbildern hinzugefügt wurde. Das ist jenes Konzept, das von anderen mit noch einmal avancierterer Technologie bei der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ dann umgesetzt wurde.

Douglas Trumbull hatte sein Leben lang das kribbelige Gefühl, dass das wahre Kino jetzt erst anfange, dass neue Technik uns gerade neue Welten erschließe, dass nie Gesehenes zum Greifen nahe sei. Wohin auch immer Douglas Trumbull nun aufgebrochen sein mag, wir können nur hoffen, dass uns ein wenig von seinem Vertrauen in die jetzt erst beginnende Zukunft der laufenden Bilder erhalten bleibt.