175 Inszenierungen – und es war immer Musiktheaterstücke. Harry Kupfer aus Ostberlin hatte früh seine Leidenschaft für die Oper entdeckt – und er blieb ihr ein Leben lang treu.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Harry Kupfer hatte noch im hohen Alter ein Bubengesicht unterm Haarscheitel, und wenn man sich die Falten wegdachte, hätte er gut einer von Erich Kästners Jungen in „Emil und die Detektive“ sein können. Von den Orten der Romanhandlung wohnte er nicht weit weg; 1935 in Berlin geboren, wuchs er in Prenzlauer Berg auf. Um die Ecke, im Friedrichshain, so hat Kupfer es einmal erzählt, kam er mit zwölf Jahren zum Musiktheater, in einem Kino, das im steinernen Trümmerhaufen stehen geblieben war und bespielt wurde von zusammengewürfelten Operntruppen. Sänger, die aus dem Krieg heimgekehrt waren, sangen für Schulklassen. Kupfer sah und hörte Gioacchino Rossinis „Barbier von Sevilla“ und war hin und weg von dem ganzen Buffa-Klamauk mit revolutionären Untertönen.