Schon Miles Davis holte ihn, als der Cool Jazz geboren werden sollte: Zum Tod des großen amerikanischen Saxofonisten Lee Konitz

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - Im Alter – Lee Konitz war Jahrgang 1927 und als Sohn jüdischer Einwanderer in Chicago geboren – hatte der Saxofonist mitunter etwas leicht Dylaneskes im Wesen: Kam auf die Bühne, stimmte ein Thema an, und die restlichen Mitglieder der Band – zumeist vergleichsweise junge Leute – mussten buchstäblich hören, wie sie hinterherkamen. Konitz, ansonsten bekannt als umgänglicher Mensch, hatte einen sehr eigenen Kopf, wenn es um seine Musik ging – und trieb die Experimente entsprechend weit. 1974 splittete er sich auf „Lone-Lee“ (Vornamensscherze kultivierte er ein Leben lang) für ein Album mit lediglich zwei Stücken auf – und spielte mit und gegen sich selbst. Im Prinzip aber war er ein Mann des Teams und des Duos – und hatte das auch so gelernt, zuerst an der Klarinette, die er noch im Sinne Benny Goodmans einsetzte, dann am Tenor- und schließlich am Altsaxofon, das sein Lieblingsinstrument blieb.