Manfred Gutbrod hat die Vergangenheit lebendig gemacht. Der Identitätsstifter prägte den Ort wie wenige.

Hemmingen - Er sprach ruhig und eher leise und brachte doch mit großer Souveränität seine Anliegen vor: Wenn sich Manfred Gutbrod zu Wort meldete, dann hatte er eine Anmerkung zu machen, die ihm persönlich wichtig war, dann hatte er die Sache zu seiner Sache gemacht. Wenn er sich äußerte, dann allen voran als Persönlichkeit, nicht als ein Mitglied der SPD-Gemeinderatsfraktion. Gleichwohl hörten nicht nur die Sozialdemokraten zwei Jahrzehnte auf ihn.

 

Einsatz für das historische Gedächtnis

Sein Wort hatte letztlich immer Gewicht – auch wenn er Überzeugungsarbeit leisten musste. Dann warb er beharrlich für seine Idee, vermittelte dabei immer überzeugend, da authentisch, den Eindruck, es sei richtig. So auch, als es um die Zukunft eines alten Hofes in der Ortsmitte ging. Intensiv hatte der Gemeinderat unter dem vormaligen Bürgermeister Werner Nafz über die Umgestaltung der Räume in der Eisgasse diskutiert. Brauchte die Gemeinde wirklich ein historisches Gedächtnis in Räumen, die nur teuer zu richten sein würden? Gutbrod beantwortete sie eins ums andere Mal mit einem deutlichen Ja. Diese Beharrlichkeit war es wohl, die letztlich auch jene überzeugte, die ihn anfangs insgeheim belächelt hatten. Man wusste schließlich um sein Faible für historische Gegenstände, die vom Leben in vergangenen Zeiten auch in Hemmingen erzählten. Er schien solche Kommentare zu überhören und als sich herauskristallisierte, dass er federführend die Ausgestaltung der ortsgeschichtlichen Räume verantworten würde, war der größte Skeptiker beruhigt.

Lesen Sie hier mehr zum Projekt in der Eisgasse

Gutbrod war fortan derjenige, der dem Projekt ein Gesicht gab, es in den Ort trug. Am Wochenende traf man ihn dort an; die Menschen kamen und schauten, was geblieben war von der Geschichte des Ortes, was das Gebäude und die Dinge erzählten. Der Charme des aus der Zeit Gefallenen – Mensch wie Ding – wirkte und steckte an.

Mit Gutbrod arbeitete ein fester Kern daran, den Etterhof für jedermann zugänglich zu machen. Später lernten Kinder und Erwachsene, Butter zu machen und Brot im Backhaus zu backen.

Gutbrod war bei Schülern beliebt

Immer wieder hatte Gutbrod Aktionen für Kinder organisiert. Der langjährige Lehrer an der örtlichen Schule war beliebt, die Kinder mochten ihn, seine Offenheit und seine Unbekümmertheit. Mehr noch: Sie respektierten ihn. Häufig blieb die Verbundenheit bestehen, Gutbrod gefiel das. „Die Schüler von einst sind heute seine Fangemeinde“, sagt Reinhard Kubens, der Schriftführer des Ortsgeschichtlichen Vereins. Gutbrod war Gründungsmitglied, seitdem dessen Vorsitzender. Gutbrod erzählte von früher, gab dabei das Wissen, dass er sich angeeignet und von den Älteren im Ort erworben hatte, weiter. Geschichte wurde durch ihn lebendig. Gleichwohl blieb es manchem ein Rätsel, wie er Schüler für die Gestaltung des Maibaums gewann – auch diese Tradition lebte dank ihm auf. Sie ist, wie die Veranstaltungen im Etterhof, ein Fest.

Am Samstag ist Manfred Gutbrod überraschend gestorben. Er wurde 68 Jahre alt. „Er hinterlässt eine ganz, ganz große Lücke, die mit einer Person nicht auszufüllen ist“, meint Kubens. Gutbrod sei wichtig für Hemmingen gewesen, sagt auch Bürgermeister Thomas Schäfer. „Er konnte Generationen zusammenbringen.“