Zum 1250-Jahr-Jubiläum der Stadt spielt die Theaterspinnerei das multimediale Stück „Der Glöckner von Weilheim“. Premiere ist am 12. Juli – an ungewohntem Ort.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Wir haben in der Kirchengemeinde lange und intensiv diskutiert“, erzählt Matthias Hennig, der evangelische Pfarrer von Weilheim. Schließlich ist es wirklich ein außergewöhnliches Ereignis, das vom 12. Juli bis zum 4. August in der Weilheimer Peterskirche, einer der prachtvollsten evangelischen Kirchen in ganz Baden-Württemberg, stattfinden wird.

 

Denn an zwölf Abenden wird das Gotteshaus zur Bühne. Aus Anlass des 1250-Jahr-Jubiläums von Weilheim und der Tatsache, dass der Kommune vor 700 Jahren die Stadtrechte verliehen wurden, führt die Theaterspinnerei aus Frickenhausen in der Peterskirche ihr selbst entwickeltes multimediales Theaterstück „Der Glöckner von Weilheim“ auf.

Ein neuer Dreh für die alte Glöckner-Geschichte

Eine gewisse Nähe zum berühmten Vorgänger, Victor Hugos „Glöckner von Notre-Dame“, ist durchaus zu erahnen und gewünscht. Allerdings hat Stefan Hänlein, der Hausautor der Theaterspinnerei, einen neuen Dreh gefunden.

So können jeweils 150 Zuschauer den Glöckner Benzo (Theaterchef Jens Nüßle) und seine stumme Gehilfin Smaragda erleben, die mit dem Sammeln von Weilheimer Geschichten versuchen, ihren Fluch loszuwerden, der sie zwingt, bis in alle Ewigkeit dafür sorgen zu müssen, dass die Glocken in Weilheim niemals verstummen. Auch wird – Kenner der Theaterspinnerei ahnen es – die Kirche mit multimedialer Projektionstechnik, Videoanimationen und Lichtinstallationen in vollkommen neuem Licht erstrahlen. Die Premiere ist am 12. Juli um 20 Uhr.

Natürlich sind auch Emotionen im Spiel

Für die Kirchengemeinde gab es viele Aspekte, über die zunächst geredet werden musste. Natürlich seien es auch rein technische Fragen gewesen, die die Menschen bewegt hätten, erzählt der Pfarrer Matthias Hennig. Damit die Fresken nicht durch die Atemluft der Besucher beschädigt werden, habe man ein eigenes Belüftungskonzept entworfen. Zudem sei sichergestellt, dass kein einziger Nagel in die Kirchenwände getrieben werde. Und die Brandmeldeanlage wird vor der Premiere noch einmal komplett überprüft.

Aber es sind natürlich auch Emotionen im Spiel: Darf man überhaupt Theater in einer Kirche spielen? „Natürlich dient die Peterskirche vorwiegend einer kirchlichen Nutzung“, beschreibt Matthias Hennig die Ausgangslage: „Aber eine evangelische Kirche ist nicht per se heilig.“ Die anfänglichen Bedenken mancher Kirchengemeindemitglieder seien verblasst, nachdem die Theaterleute zugesichert hätten, die religiösen Gefühle und die Würde des Hauses zu respektieren. Hennig: „Ich freue mich sehr auf die Theaterabende. Es war mir wichtig, die Menschen mitzunehmen. Zuletzt habe ich nur noch positive Rückmeldungen bekommen. Wir wollen die Kirche als offenes Haus und nicht als Raum für eine geschlossene Gesellschaft.“

Profis, Laiendarsteller und der Kirchenchor

Unterstützt werden die fünf professionellen Schauspieler der Theaterspinnerei von Weilheimer Laiendarstellern ebenso wie vom örtlichen Kirchenchor. Auch die Andreas-Goll-Orgel wird Teil der Inszenierung. Der Weilheimer Bürgermeister Johannes Züfle freut sich schon jetzt auf das Theatererlebnis. Es trage – wie zahlreiche andere Aktivitäten zum Jubiläum – dazu bei, dass die Stadtgesellschaft noch enger zusammenrücke. Auf die Theaterspinnerei sei man gekommen, weil das Ensemble 2011 bereits einmal in Weilheim zu Gast war. Damals hatte sie mit „Professor Leid und die Somnambüle“ die frisch sanierte Schlossscheuer belebt.

Weitere Informationen und Karten gibt es unter www.theaterspinnerei.de