Tobias Mayer gilt als Wunderkind der Aufklärung. Auch in Esslingen, wo man sich gerne mit ihm schmückt. In Marbach wurde am Samstag ein Museum eröffnet, das sich dem Leben und Wirken des Astronomen, Kartografen und Geografen widmet.

Esslingen - Tobias Mayer ist gerade einmal 16 Jahre alt gewesen, als er, nur mit einem Winkelmesser ausgerüstet, den nachweislich ersten Stadtplan Esslingens gezeichnet hat – kartografisch sauber aufgenommen. Das war 1739, in der Reichsstadt lebten damals rund 5000 Menschen. Schon in Jugendjahren ließ sich also erahnen, dass aus Tobias Mayer ein bedeutender Kartograf, Astronom und Mathematiker werden sollte. Unter anderem löste er das Längengradproblem: Durch seine Monddistanzmessungen ermöglichte er eine vor allem für die Seefahrt immens wichtige Genauigkeit der Navigation.

 

Kinder- und Jugendzeit in Esslingen verbracht

Für die Stadtgeschichte Esslingens sei der Tausendsassa zwar nicht unbedingt wichtig gewesen, befand Martin Beutelspacher, der Leiter der Städtischen Museen, anlässlich eines Pressetermins zum 250. Todestag Mayers im Jahr 2012. Aber mit dem Wunderkind der Aufklärung, wie Beutelspacher den Wissenschaftler nennt, „schmückt man sich dennoch gerne und ist stolz auf ihn“. Das deutete sich schon früh an. Der Esslinger Magistrat hatte die Talente Mayers seinerzeit früh entdeckt und ihm auf Kosten der Stadt den Besuch der Lateinschule und später der höheren Schule ermöglicht.

Für die Esslinger war es angesichts des berühmten ehemaligen Bürgers keine Frage, vor gut sechs Jahren eine vom Marbacher Tobias-Mayer-Verein initiierte Wanderausstellung in die Stadt zu holen. Diese erinnerte an das Leben und Wirken des Mannes, der seine Kinder- und Jugendzeit in Esslingen verbracht hat. Da lag es nahe, dass im Stadtmuseum im Gelben Haus im Dezember 2011 einige Szenen für einen rund 30 Minuten dauernden Dokumentationsfilm über Tobias Mayer gedreht wurden, der die Ausstellung ergänzte. Die Regisseurin und und Autorin Sabine Willmann war damals regelrecht ins Schwärmen geraten, wenn sie von Tobias Mayer erzählt hat.

Fasziniert sei sie davon, wie akribisch dieser gearbeitet und wie er es geschafft habe, allein vom Schreibtisch aus die Karten genauer zu machen. Heute, in Zeiten der Satellitennavigation, sei es kaum vorstellbar, was er damals vollbracht habe. Und je intensiver sie sich mit Mayers Arbeit beschäftigt habe, „desto mehr war ich auch für ihn entflammt“.

Filmszenen im Stadtmuseum gedreht

Als Sponsoren für die Finanzierung des Streifens hatte der Verein die Städte Marbach, Nürnberg, Augsburg, Göttingen und Esslingen gewonnen – allesamt Stationen, die im Leben von Tobias Mayer wichtig waren. Insgesamt waren zehn Drehtage notwendig, um dieses zu dokumentieren. Die Spielszenen wurden in Marbach gedreht, Mayer wurde von dem Schauspieler Tammo Messow verkörpert, der ehemals an der Württembergischen Landesbühne in Esslingen engagiert war.

Eine „prägende Phase“ habe Mayer von 1725 bis 1741 in Esslingen erlebt, erklärte Martin Beutelspacher. Schließlich habe Mayer „hier den Anstoß für seine weitere Arbeit bekommen“, sagt der Leiter der Städtischen Museen in Esslingen, dessen Büro im Dachgeschoss des Stadtmuseums ebenfalls in einer Filmszene zu Ehren kommt. Zu sehen waren aber auch Mayers Mondglobus sowie einige seiner Karten, die er gezeichnet hat.

Für seine Methode zur genauen Bestimmung des Längengrads erhielt Mayer übrigens im Rahmen eines Wettbewerbs der englischen Krone ein Preisgeld, das heute in etwa einem Wert von einer Million Euro entspräche. Dieses wurde seiner Witwe und seinen acht Kindern ausbezahlt, weil den im Jahr 1762 im Alter von nur 39 Jahren verstorbenen Mayer dieser Ruhm nicht mehr zu Lebzeiten erreichte.