Mit Dan Ettinger könnten sich die Philharmoniker noch weiter nach vorne spielen. Sie bräuchten aber mehr politische Rückendeckung.

Stuttgart - Die Zeichen stehen gut – eigentlich. Dan Ettinger, seit 2015 Chefdirigent der Stuttgarter Philharmoniker, weiß die Musiker zu begeistern und das Publikum zu nehmen. Er begreift das Orchester, das sein Vorgänger Gabriel Feltz und der Intendant Michael Stille in Akzeptanz und Auslastung weit nach vorne gebracht haben, als Möglichkeit, sein noch schmales Konzertrepertoire zu erweitern. Noch sieben Jahre will der Israeli bei den Philharmonikern bleiben. Da das erst frisch mit Fusionskleber versehene SWR-Symphonieorchester derzeit noch ohne eine Führungsfigur ist und zudem qualitativ noch schlingert, ist Ettingers Vertragsverlängerung für das musikalische Aushängeschild der Stadt eine Riesenchance zur Profilierung. Wenn die Politik ihr Orchester glänzen (und von diesem Glanz selbst profitieren) will, dann muss sie das Orchester nicht nur finanziell fördern, sondern es außerdem vor kunstfeindlichen Strukturen und Bürokratievorgaben schützen. Eine Intendanten-Doppelspitze befördert dies ebenso wenig wie die Teilzuständigkeit eines vermischten Rathausreferats, in dem Kultur nur in der Nische blühen kann. Vor allem Kunst und Kultur machen eine Stadt attraktiv. Man muss sie aber wollen.