Der zweite Schritt der Renaturierung im Krummbachtal ist getan. Die Stadtverwaltung will weitermachen. Die Naturfreunde als Besitzer des Badgeländes sind nicht abgeneigt.

Gerlingen - Es ist eine fast unendliche Geschichte: Seit dem Jahr 2000 hat die Stadt Gerlingen an der Renaturierung des Krummbachtals geplant und gearbeitet. Der zweite Bauabschnitt wurde vor wenigen Wochen abgeschlossen – der Krummbach fließt jetzt auf gut 300 Metern wieder am Tageslicht. Nun muss auf blankem Mutterboden nur wieder Gras und Unterholz wachsen. Damit aber ist die Renaturierung noch nicht abgeschlossen. Das Ziel ist es, bis ins Mahdental wieder einen natürlichen Bachlauf zu schaffen. Als nächstes gilt es zu planen, wie dies rings um das Gelände des Naturfreundehauses Krummbachtal geschehen kann. Der Verein als Besitzer ist zu Gesprächen mit der Stadt bereit. Mit auf der Agenda steht, was mit dem seit 25 Jahren still gelegten Waldfreibad geschieht.

 

Durch dieses verrostete Drehtor ist schon lange niemand mehr gegangen, und auch die Startblöcke in das ehemalige Sportschwimmbecken haben seit Jahrzehnten keine Füße von Schwimmern mehr gespürt. Jetzt blättert nicht nur von diesen Betonteilen die blaue Farbe ab. Hier herrscht die Faszination des Zerfalls – nur gut 100 Meter Luftlinie weiter aber plätschert quicklebendig ein Bächlein zu Tal. Es ist der Krummbach, der aus dem oberen See gespeist wird. Noch vor wenigen Monaten floss dieses Wasser in ein Kanalrohr und durch dieses zu Tal. Bei starkem Regen wurde es zur Quelle für Überschwemmungen talabwärts. Das Bächlein ist nun erlebbar – wie es die Planer wollten.

Mit dem Abschluss der Arbeiten hat man im Stadtbauamt nun den dritten Abschnitt der Renaturierung ins Visier genommen. Dieser reicht von der Zufahrt zum ehemaligen Steinbruch über das Gelände der Naturfreunde Stuttgart bis zu dem des Tennisklubs Gerlingen. Eine Möglichkeit, den Bach zu führen, ist die über das Badgelände. Im Technischen Ausschuss des Gemeinderats war im November 2011 sogar schon davon die Rede, „das Schwimmbad der Natur zurückzugeben“.

„Man muss etwas tun am Bad“, sagt Peter Hanle vom Vorstand der Naturfreunde Stuttgart im Gespräch mit unserer Zeitung. Man habe in jüngerer Zeit bereits einmal mit der Gerlinger Stadtverwaltung und dem Bürgermeister gesprochen und kenne die verschiedenen Varianten der Planung. Eine davon sei, den Krummbach durch das Gelände der Naturfreunde zu führen. Zu Beginn dieser Woche habe der Verein dem Rathaus dazu einen Brief geschrieben. Peter Hanle: „Wir sind damit einverstanden, dass der Bach durch unser Gelände läuft.“

Der Verein wolle aber sein Areal behalten; die Details würden davon abhängen, „was die Stadt vorhat“. Hanle erwartet, „ dass die Stadt mit uns spricht“. Man müsse auch überlegen, was mit den alten Bad-Anlagen geschehe – und man brauche eine Kostenschätzung für den Abbruch. Dabei fällt viel Beton an: Das Becken ist 50 mal 18 Meter groß, dessen Wände sind sehr stabil gebaut.

Gerlingens Stadtbaumeister ist sehr erfreut über die Bereitschaft der Naturfreunde. „Wir sollten überlegen, wie wir zusammen vorgehen können“, sagt Rolf Eberhart. Jedenfalls müssten die Ziele Naturschutz und Krummbach-Renaturierung der Stadt abgeglichen werden mit den Zielen des Vereins, sein Gelände zu Freizeitzwecken zu nutzen. Eines sei klar: „Dazu ist ein längerer Zeitraum nötig“, so Eberhart. Schließlich sind vom Planungsbeginn für den ersten Bauabschnitt bis zum Bauabschluss des zweiten 16 Jahre vergangen.