Mit der Verlagerung der Kornwestheimer Revision nach Ludwigsburg wollen beide Städte ihre interkommunale Zusammenarbeit intensivieren. Aber das Projekt ist nur der Anfang. Im Moment wird geprüft, wo sich Ähnliches anbietet.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Der Kundenkreis von Ludwigsburg wird stetig größer. Dass die Vollstreckungsbeamten der Stadt auch in Benningen, Remseck, Asperg und Kornwestheim Geld eintreiben, ist schon seit einiger Zeit Usus. Für Kornwestheim wird Ludwigsburg vom nächsten Jahr an auch die Revision übernehmen. Für Sachsenheim und den Verband Region Stuttgart erledigt sie schon seit zehn Jahren die Personalabrechnung. Die Stadt Ludwigsburg versteht sich als kommunaler Dienstleister: Sie stellt Personal und Knowhow, die Kommunen zahlen dafür.

 

„Das ist eine klassische Win-Win-Situation“, sagt Robert Nitzsche, der Personalchef der Stadt Ludwigsburg. Im Fall etwa der Vollstreckungsbeamten bedeutet das konkret: die Ludwigsburger können bei sich auf direktem Weg säumige Gelder beibringen. Und da sie es auch für die Partnergemeinden tun, mit denen sie durch diese Form der interkommunalen Zusammenarbeit verbunden sind, kommen auch diese zügig zu ihrem Geld.

Revision ist zunächst bis 2019 befristet

Auf zehn weitere Arbeitsgebiete will nun Ludwigsburg die Zusammenarbeit mit Kornwestheim, der angrenzenden großen Kreisstadt, ausweiten. Die Revision macht nur den Anfang. Mitarbeiter der Ludwigsburger Stadtverwaltung werden vom neuen Jahr an die Buchprüfung der Nachbarstadt übernehmen und alle finanziellen Abläufe dort auf ihre Richtigkeit hin kontrollieren. Die Zusammenarbeit geht vorerst bis 2019. Der Ludwigsburger Gemeinderat hat dafür jetzt grünes Licht gegeben.

Die Kosten für die dafür notwendigen Stellen bei der Stadt Ludwigsburg übernehmen die Kornwestheimer. Für sie entfällt damit im Gegenzug die Aufgabe, ihr personell mit einer Stelle unterbesetztes Rechnungsprüfungsamt wieder aufzustocken und das dafür notwendige Verfahren der Personalsuche zu betreiben.

In vier Jahren wollen sie sich entscheiden, ob sie die Lösung beibehalten oder selbst ein eigenes Rechnungsprüfungsamt aufbauen. Die beiden nun neu geschaffenen Stellen würde die Kornwestheimer Stadtverwaltung dann übernehmen, heißt es in der Ratsvorlage.

Inzwischen, so erklärt Nitzsche, beschränke sich die Revisionsarbeit nicht auf die Kontrolle von bereits Erledigtem. Er leitet aus der Aufgabe auch eine Beratungsfunktion für künftige Entscheidungen ab – zum Beispiel auch über die Wirtschaftlichkeit der Verwaltung. Der angenehme Nebeneffekt für Ludwigsburg durch die Revisionszusammenarbeit: „Durch mehr Köpfe im Team können wir uns noch stärker spezialisieren“, sagt Nitzsche. Doch die Rechnungsprüfung sei nur der erste der geplanten zehn Bereiche der Zusammenarbeit, „die quer durch die Verwaltung gehen“. Die Themenfelder haben die Gemeinderäte beider Städte bei ihrer gemeinsamen Sitzung am 27. Oktober im nichtöffentlichen Teil festgelegt. Zusammengekommen sind sie vor zwei Monaten, um die Möglichkeiten eines gemeinsamen Bäderbaus durch die Stadtwerke Kornwestheim-Ludwigsburg – eines der ersten Joint-Ventures – auszuloten.

Zehn Arbeitsfelder in allen Verwaltungsbereichen

Zurzeit treffen sich Vertreter beider Städte auf Amtsleiterebene, um die weitere Vorgehensweise abzusprechen. Aus Nitzsches Sicht sind in Kornwestheim keine Arbeitsplätze durch diese Neuausrichtung gefährdet. Überhaupt ist er der Überzeugung, durch die interkommunale Zusammenarbeit in erster Linie Qualitätsstandards der Arbeit zu setzen. „Wir klopfen mit unseren Standards an“, beschreibt Nitzsche das Vorgehen. Eine politische Absicht werde mit der forcierten Zusammenarbeit nicht verfolgt. Aber natürlich, das stellt Nitzsche nicht in Abrede, erarbeite man sich einen Vertrauensvorschuss.