Das Land Baden-Württemberg hat die Zuschüsse im Vertragsnaturschutz erhöht und die Einführung von Landschaftserhaltungsverbänden stärker gefördert. Naturschutzminister Bonde spricht deshalb von einem „Erfolgsmodell“. Die Zahlen geben im Recht.

Stuttgart - Eine gute Nachricht nicht nur für den Naturschutz in Baden-Württemberg hat jetzt Agrarminister Alexander Bonde verkündet: Die Flächen im Vertragsnaturschutz haben seit Beginn der Legislaturperiode im Mai 2011 um rund 25 Prozent zugenommen. „Wertvoller, vertraglich vereinbarter Naturschutz findet nun auf etwa 34000 Hektar Grünland- und Ackerflächen im Land statt. Damit liegt Baden-Württemberg im Bundesvergleich mit an der Spitze“, sagte der Minister.

 

Diese deutliche Zunahme um 6500 Hektar sei ein Beleg für die hohe Akzeptanz des Vertragsnaturschutzes bei den Landwirten und Schäfern, die auf dieses Zusatzeinkommen angewiesen seien. Die grün-rote Regierung habe mit der Neuauflage des Vertragsnaturschutzes 2015 die Fördersätze deutlich erhöht. Damit könnten die Leistungen der Landwirte und Schäfer für den Naturschutz und den Erhalt der Kulturlandschaften angemessen honoriert werden, betonte Bonde.

Schwäbische Alb und Schwarzwald profitieren

Vor allem zwei Landschaften profitieren besonders von dem Zuwachs: die Schwäbische Alb durch die Beweidungsverträge für Wacholderheiden und Kalkmagerrasen, der Schwarzwald bei den artenreichen Allmendweiden. Zumeist seien dies Flächen im europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000. „Diese Lebensräume sind durchweg auch für Naherholung und Tourismus attraktiv. Hier haben wir eine richtige Win-win-Situation für Landwirtschaft und Schäferei, für Naturschutz und Tourismus“, unterstrich Bonde.

Im Vertragsnaturschutz verpflichten sich vor allem Landwirte und Schäfer, aber auch Vereine und Privatpersonen, für fünf Jahre freiwillige Leistungen im Naturschutz zu übernehmen. Dazu zählen etwa die extensive Nutzung von Äckern und Wiesen oder die extensive Beweidung mit Schafen, Ziegen oder Rindern. Das Land fördert solche Maßnahmen im neu aufgelegten Förderprogramm Landschaftspflegerichtlinie aus Landes- und EU-Mitteln. Hierbei übernehmen die inzwischen 30 Landschaftserhaltungsverbände (LEV) eine wichtige Rolle als Ansprechpartner und Vermittler. Dass das Land die Einrichtung von LEVs stärker fördert als früher, lobte Bonde als „richtige Entscheidung“. Der neu aufgelegte Vertragsnaturschutz und die Landschaftspflegerichtlinie seien „ein Erfolgsmodell“.

Beispielsweise erhalten Schäfer für die Beweidung bei mehr als zwei Weidegängen jetzt 550 Euro je Hektar und Jahr (früher 320 Euro). Wenn sie ausreichend Ziegen mitführen, wird der Förderbetrag noch einmal zusätzlich um 150 Euro aufgestockt. Der Vertragsnaturschutz sei somit ein wichtiges Standbein der Wanderschäfer sowie ein wertvoller Beitrag zu Pflege und Erhalt der Wacholderheiden mit ihrer Vielfalt an Pflanzenarten wie Thymian, Enzian und Silberdisteln wie auch einer vielfältigen Insektenwelt mit unterschiedlichen Arten von Heuschrecken und Schmetterlingen, wie Bläulingen, Scheckenfaltern und Widderchen.

Nabu lobt: mehr Geld für Bauern und Schäfer

Der Naturschutzbund Nabu pflichtet dem Minister bei und begrüßt die Erhöhung der Fördersätze. „Wichtig ist, dass Naturschutzmaßnahmen bei Landwirtschaft und Schäferei ankommen – auch finanziell“, sagte der Nabu-Landesvorsitzende Andre Baumann. Er erinnerte daran, dass die Wacholderweiden, bunte Blumenwiesen und andere Kulturlandschaften durch die frühere, naturnähere Nutzung entstanden seien. Die heutige Landwirtschaft sei jedoch deutlich intensiver – Wiesen würden heute nicht zweimal, sondern vier – bis fünfmal im Jahr gemäht, dazu käme der Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden. In solch intensiv genutzten Gebieten schwinde die biologische Vielfalt „wie Schnee in der Sommersonne“, sagte Baumann. Der Mehraufwand und Ertragseinbußen der landwirtschaftlichen Betriebe für eine extensive Bewirtschaftung oder Pflege werde über den Vertragsnaturschutz ausgeglichen.