Die Stadt Winnenden hat ein Klimaschutzprogramm aufgelegt. Ein Punkt darin ist, dass die Kommune Privatleuten beim Kauf eines Lastenfahrrads bis zu 50 Prozent des Kaufpreises erstattet. In dieser Angelegenheit ist man einer von fünf Pionieren im Land.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden - Hans Sukowski muss man nicht mehr überzeugen. Er hat sich sein Lasten-Fahrrad mit elektrischem Zusatzantrieb bereits im vergangenen Herbst gekauft. „Eine tolle Sache“, sagt der frühere Mitarbeiter des städtischen Bauhofs in Winnenden, der sich im Ruhestand auch als Tourenkoordinator im Ortsverband des Allgemeinen Deuten Fahrradclubs (ADFC) engagiert. Ein Auto brauche er nicht, sagt er, seine Benzinschleuder habe er schon vor zehn Jahren abgeschafft und sei damit buchstäblich dennoch gut gefahren.

 

Seit dem vergangenem Herbst funktioniert der Verzicht noch viel besser: Schränke von Ikea aus Ludwigsburg habe er schon mit dem Lastenfahrrad – Maximalbeladung 200 Kilogramm – nach Hause transportiert, vor Weihnachten einen stattlichen Christbaum aus dem Remstal geholt. Auch seine Enkel chauffiere er mit dem Gefährt regelmäßig durch die Gegend, bei Wind und Wetter durch ein spezielles Verdeck geschützt. Neben dem Fahrspaß war für Hans Sukowski auch der Beitrag zum Klimaschutz entscheidend für die Erweiterung seiner verbrennungsmotorfreien Zweiradsammlung.

Insgesamt werden 50 000 Euro bereitgestellt

Rein wirtschaftlich und persönlich betrachtet, hätte Hans Sukowski seine jüngste Investition, die samt Zubehör mit mehr als 5000 Euro zu Buche geschlagen ist, wohl noch ein wenig aufschieben sollen. Denn die Stadt Winnenden gibt Privatpersonen jetzt beim Kauf eines Lastenfahrrads bis zu 1500 Euro dazu. Die Subvention ist Teil eines kommunalen Maßnahmenplans zur Verbesserung des Weltklimas, dessen elf Punkte der Gemeinderat unlängst trotz der Corona-Krise beschlossen hat. Für die Lastenräder werden 50 000 Euro bereitgestellt. Pro Rad werden bis zu 50 Prozent des Kaufpreises übernommen, maximal 1500 Euro.

Eigentlich hätte man das Projekt am vergangenen Sonntag groß vorstellen wollen, doch der zu diesem Termin geplante Winnender Radtag – es wäre bereits der 25. seiner Art gewesen – musste wegen der Corona-Auflagen abgesagt werden. Sehr zum Leidwesen des kommunalen Umweltschutzbeauftragten Jürgen Kromer, der die kommunalen Klimaschutzbeiträge maßgeblich ausgearbeitet hat, „denn das wäre natürlich die perfekte Plattform für die Präsentation gewesen“. Das Jubiläum ist nun in das nächste Jahr verschoben worden, aber das Lastenradprojekt darf schon im kommenden Monat starten.

Die Anträge gibt es von 1. Juli an

Von 1. Juli an seien die Förderanträge im Rathaus erhältlich, versichert der Erste Bürgermeister der Stadt, Norbert Sailer. Er betont, persönlich von der Sinnhaftigkeit des Förderprojekts überzeugt zu sein, das es laut Recherchen seines Umweltbeauftragten im Land so wohl nur in Stuttgart, Heidelberg, Lahr und Friedrichshafen gebe: „Durch die Möglichkeiten des Elektroantriebs können auch Senioren die Fortbewegung mit dem Fahrrad wiederentdecken.“ Der Boom bei Pedelecs und E-Bikes sei auch dank dieser Generation längst entfacht. „Wir wollen nun noch etwas in dem Bereich tun, der möglicherweise den Verzicht auf ein Auto ermöglicht“, sagt Sailer.

Der Gemeinderat hat bei der Lastenfahrrad-Förderung eine Art „Windhundprinzip“ festgelegt. Wer zuerst einen kompletten Förderantrag nebst Kaufvertrag vorweisen kann, kommt auch in den Genuss der Subventionen. Rein rechnerisch reichen die 50 000 Euro für mindestens 33 Räder. Und wenn diese Summe aufgebraucht ist? „Dann war die Aktion richtig, ein Riesenerfolg und ich gehe zu ,meinem’ Gemeinderat und beantrage einen Nachschlag“, sagt Norbert Sailer.