Die Zahl der eingebürgerten Ausländer nimmt wieder zu, liegt aber noch weit unter dem Hoch von 1995. Der Anstieg ist auch ein Erfolg der Integrationspolitik. Die Zahl der Einbürgerungen ist aber nicht gleichmäßig übers Land verteilt.

Stuttgart - Seit 2007 nimmt die Zahl der Einbürgerungen in Baden-Württemberg wieder zu. Im Verlauf des vergangenen Jahres haben 16 390 Ausländer die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. Das waren 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor, aber fast halb so viele wie zu Beginn des Jahrtausends. Ihren Höhepunkt hatte die Einbürgerungswelle 1995 erreicht, als fast 51 000 Menschen Deutsche wurden. Das waren noch in großem Maße Aussiedler.

 

Wie aus den Daten des Statistischen Landesamtes hervorgeht, sind 2012 Angehörige aus 145 Nationen Deutsche geworden. Der Großteil von ihnen stammte aus der Türkei. Jeder Dritte lebte schon mindestens 20 Jahre in Deutschland. Ebenfalls jeder dritte Eingebürgerte war zwischen 23 und 35 Jahre alt. Frauen stellten einen etwas höheren Anteil als Männer.

Ein Plus für die Integrationspolitik

4500 Türken haben die deutsche Staatsbürgerschaft erworben, das war mehr als jeder vierte Eingebürgerte. Das sei kein Wunder, sagen die Statistiker, denn die Türken stellen die größte ausländische Bevölkerungsgruppe. Mit 1470 Menschen waren die Kosovaren die zweitgrößte Gruppe, gefolgt von 1094 Griechen. Die Krise in deren früherem Heimatland macht sich auch in diesem Wert bemerkbar: Er ist gegenüber 2011 um 70 Prozent angestiegen.

Bezogen auf die Bevölkerungsgruppe haben sich 1,6 Prozent der Türken einbürgern lassen. Höher ist der Anteil der Eingebürgerten bei den Irakern. 5,7 Prozent der im Land lebenden Iraker haben die deutsche Staatsbürgerschaft angestrebt. Bei den Italienern waren es nur 0,4 Prozent.

Wo die meisten eingebürgert werden

Das hängt mit vielen Faktoren zusammen. Als EU-Bürger sind Italiener den Deutschen auch so weitgehend gleichgestellt. Türken müssen fast alle ihre alte Staatsbürgerschaft aufgeben. Andere können sie behalten, Iraner zum Beispiel. Sie stellten zwar nur 230 der Eingebürgerten, aber das waren 4,8 Prozent der im Land lebenden Iraner. Insgesamt hat etwa die Hälfte der Eingebürgerten jetzt eine doppelte Staatsbürgerschaft.

35 Prozent der Eingebürgerten haben Deutschland und die Deutschen in einem mindestens seit 20 Jahren währenden Aufenthalt bereits kennenlernen können. Mit 34 Prozent kaum weniger waren acht bis 14 Jahre im Land. Jede dritte Einbürgerung betraf eine Person im Alter zwischen 23 und 35 Jahren, jeder vierte war 35 bis 44 Jahre alt, ein Achtel war unter 18. Nur 365 waren 60 Jahre oder älter.

Stuttgart liegt knapp über dem Schnitt

In Heidelberg wurden am meisten Ausländer eingebürgert. Die Quote beträgt dort auf die Zeit von 2008 bis 2012 berechnet 8,2 Prozent. Der Landkreis Emmendingen folgt mit 7,8 Prozent, der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald erreicht 7,3 Prozent. Am niedrigsten ist die Quote im Enzkreis (3,4 Prozent), in Baden-Baden (3,8 Prozent) und im Landkreis Calw (vier Prozent). In der Landeshauptstadt Stuttgart liegt sie mit 5,9 Prozent etwas über dem Landesdurchschnitt von 5,6 Prozent.

Die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) führt die steigenden Zahlen auf die Integrationspolitik des Landes zurück. „Wir nutzen die vorhanden Spielräume des Staatsangehörigkeitsgesetzes im Sinne eines liberalen und modernen Einbürgerungsrechts und haben zahlreiche Erleichterungen eingeführt,“ sagt sie. Mehr Einbürgerung verbessere die Integration des nicht-deutschen Bevölkerungsteils, glaubt Öney. Eingebürgerte Zuwanderer seien im Durchschnitt erfolgreicher am Arbeitsmarkt als Ausländer. Sie seien weniger von Arbeitslosigkeit betroffen und verdienten besser.