David Finscher und Jan Stoll sind Artisten und starten zu ihrer Go-Happy-Tour quer durch Asien: Dort wollen sie Kindern in Krisenregionen ihre Kunststücke zeigen und sie fürs Mitmachen begeistern.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Die beiden jungen Männer wollen als Botschafter für das Glück unterwegs sein. Mit fliegenden Bällen und sausenden Diabolos, mit Menschenpyramiden und Clownerie wollen David Finscher und Jan Stoll Kindern in Krisengebieten ein Lächeln ins Gesicht zaubern und sie wenigstens für kurze Zeit das Elend um sie herum vergessen lassen. Deshalb haben die beiden 23 und 24 Jahre alten Artisten ihre lange Reise über den Balkan, Afghanistan, Pakistan, Nepal, Indien bis nach Thailand unter das Motto „Go Happy– mit Zirkus rund um die Welt“ gestellt. Sie wollen etwas von der Welt sehen und sie wollen auf ihrer Tour etwas an die Einheimischen zurückgeben. So soll aus der zwei Jahre dauernde Reise ein echtes Win-Win-Projekt werden. Mit ihren Zirkusnummern wollen sie auftreten, aber auch Kindern und Jugendlichen vor Ort etwas von ihrer Kunst beibringen – und sich den Traum von einer Reise um die halbe Welt verwirklichen.

 

Mit dem Oldtimer über die Pisten

In den zurückliegenden Wochen haben die beiden Zirkuspädagogen die Mitwirkenden im Circus Calibastra an der Michael-Bauer-Schule trainiert. Dort an der Waldorfschule haben sie sich vor Jahren kennengelernt und ihre Leidenschaft für die Artistik entdeckt. Vom 15. bis 22. Juli tritt der Circus Calibastra im Zirkuszelt auf dem Vaihinger Festplatz an der Krehlstraße auf und danach wird alles ganz schnell gehen, denn am 5. August starten die Abenteurer in ihrem betagten Pinzgauer, Baujahr 1974, nach Bosnien. Das alte Militärfahrzeug mit Allradantrieb haben sie zum Wohnmobil umgebaut und mit Bedacht ausgewählt: „Bei so einem Oldtimer kann man alles noch selbst reparieren“, erklärt Stoll. „Auch die Werkstätten an Ort und Stelle können uns da besser helfen, als bei einem modernen Wagen.“

Jonglierbälle aus Luftballons

Nach Bosnien begleitet die beiden ein ganzer Tross: Einige der Calibastra-Schülerartisten werden dabei sein und der erste Stopp in Mostar wird ein Gemeinschaftsprojekt mit dem international tätigen Kulturverein KuKuk, der Bewegungsräume für Kinder entwirft und baut. „Der Verein gestaltet dort einen Spielplatz und wir machen parallel Zirkus“, kündigt Finscher an. Er tritt seit seinem elften Lebensjahr auf. In einem Seniorenheim hatte er ein Kaninchen aus einem Zylinder gezaubert und großen Applaus geerntet. Noch heute spielt er ein ganzes Abendprogramm in sozialen Einrichtungen. Wie sein Kompagnon Jan Stoll ließ er sich nach dem Abschluss an der Michael-Bauer-Schule zum Artisten ausbilden. Der Bodenakrobat Stoll ist Spezialist für Equilibristik und den Bau von Menschenpyramiden, Finscher ist Jongleur, Einradfahrer, Clown und Pantomime. Mit dieser Mischung wollen sie auf ihrer Reise unterwegs auch Jugendliche zum Training und für eigene Zirkusprojekte animieren. Dafür suchen sie noch Sponsoren, die sie mit Tellern zum Drehen, mit Slacklines und anderem Zirkusmaterial versorgen, das sie den Jugendlichen auf der Reise überlassen können. „Ein Luftballonhersteller unterstützt uns großzügig, denn daraus lassen sich prima Jonglierbälle basteln“, erklärt Stoll. „Die Kinder und Jugendlichen sollen eine Erinnerung an uns haben, und wenn es nur Clownsnasen sind.“

Verständigung durch Pantomime

Über ihren Begleittross für die Abreise sind beide glücklich: Erstens steht damit ein Abreisetermin fest und „wir haben dort am Anfang unsere Ansprechpartner, die sich vor Ort auskennen“ – ein beruhigender Gedanke für Finscher. „Aber nach diesen drei Wochen sind wir dann alleine.“ Weiter geht es dann über Montenegro, Albanien nach Griechenland. Teilweise haben die beiden Reisenden dort schon Kontakte geknüpft. „Wir werden eine Woche lang in einem Jugendhaus spielen, das komplett aus Plastikflaschen gebaut wurde“, kündigt Stoll an. „Für die weitere Reiseroute - zum Beispiel durch Pakistan - müssen wir jeweils die aktuelle Krisenlage checken“, sagt Stoll lapidar und Finscher weiß, dass er alle Verständigungsprobleme meistern wird: „Als Pantomime findet man immer seinen Weg.“