Beim Bundesfinale des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ sind gleich zwei Kandidaten aus dem Remstal ganz vorne gelandet: Jana Daur aus Waiblingen und Jonathan Schackert aus Weinstadt.

Waiblingen/Weinstadt - Sie haben es beide geschafft und können es noch immer nicht ganz glauben: Von rund 200 000 Schülerinnen und Schülern aus Deutschland sind Jana Daur aus Waiblingen und Jonathan Schackert aus Weinstadt in das Finale von „Jugend debattiert“ gekommen. Und nicht nur das: In ihrer Altersgruppe hat die 17-jährige Jana Daur, die das Waiblinger Salier-Gymnasium besucht, sogar gewonnen. Der 15 Jahre alte Jonathan Schackert, Schüler am Weinstädter Remstal-Gymnasium, ist in der Gruppe für die Klassenstufen 8 bis 10 auf Platz 2 gelandet.

 

Eine Woche später sitzen die beiden in einem Café in Waiblingen. Das Lächeln geht ihnen kaum aus dem Gesicht, während sie vom Wettbewerb erzählen. Mehrere Runden haben sie überstanden: zuerst in ihrer Klasse, dann in ihrer Schule, auf Regional- und Landesebene. Und schließlich das große Finale in Berlin. „Das hätte ich wirklich nicht erwartet“, sagt Jana Daur.

Das Abi stand auch noch an

Denn die Vorbereitungen für den Wettbewerb mussten neben ihren Abiturprüfungen laufen. So war der Landeswettbewerb, bei dem Jana Daur Zweite wurde, nur fünf Tage vor dem Deutsch-Abi angesetzt. Und nach Berlin in die Bahn setzte sie sich einen Tag nach ihrer Kommunikationsprüfung in Englisch. „Ich konnte mich erst so richtig im Zug vorbereiten“, sagt die Jugendliche, „es war schon viel Stress.“

Stress, den man dieser jungen, ausdrucksstarken Dame nicht anmerkt. Und Stress, den sie sich offensichtlich gern gemacht hat: „Es ist empfehlenswert dabei zu sein“, sagt Jana Daur. Bei dem Wettbewerb und den Vorbereitungen lerne man etwas, was man später auf alle Fälle brauchen könne. Sie habe gelernt, sich selbst mehr zu vertrauen. Früher sei sie schüchterner gewesen und habe sich nicht getraut, Fremden auch mal Kontra zu geben. Nun bringe sie ihre eigene Meinung zum Ausdruck und stehe dafür ein, dass sich etwas verändere. Das mache ihr Freude.

So hat es der Wettbewerb „Jugend debattiert“ der Abiturientin einfach angetan. Schon zum dritten Mal ist sie dabei gewesen. Bereits in der achten Klasse hatte sie Gefallen am Debattieren gefunden und es bis ins Mittelfeld auf der Regionalebene geschafft. „Damals bin ich schnell herausgeflogen“, sagt Jana. In der elften Klasse – inzwischen in der zweiten Alterskategorie angekommen – probierte sie es erneut und kam bis in den Landeswettbewerb.

Üben im Debattierclub

Profitiert hat die Schülerin dabei von ihrem Mitwirken in der Theatergruppe an ihrem Gymnasium und dem Debattierclub, den eine Mitschülerin ins Leben gerufen hatte. Mit diesem Club hat sich die Abiturientin regelmäßig zum Debattieren getroffen und geübt – offensichtlich erfolgreich. Einsetzen möchte Jana Daur ihre Sprachgewandtheit später auch im Beruf. Ihr Ziel ist der Journalismus, doch zuerst möchte sie Jura studieren.

Eine Studienwahl, die sie mit vielen anderen Teilnehmern des „Jugend-debattiert“-Wettbewerbs teilt, wie Jonathan Schackert einwirft. „Rund 60 Prozent der Teilnehmer interessieren sich für Rechtswissenschaften oder haben – wie im Fall der Alumni – sogar tatsächlich Jura studiert“, weiß der 15-Jährige. Auch für ihn soll es ein Beruf in diesem Bereich werden. Ob Anwalt, Staatsanwalt oder Richter – das werde sich noch weisen.

Jonathan Schackerts Freude am Debattieren wird ihm in jedem Fall helfen. „Ich habe schon immer gerne mit meinen Eltern oder mit den Lehrern diskutiert“, sagt der 15-jährige Gymnasiast. Bereits in der siebten Klasse wusste er, dass er bei „Jugend debattiert“ mitmachen möchte. In der achten Klasse kam dann endlich das Thema Debattieren im Deutschunterricht dran. „Damals habe ich es bis auf Landesebene geschafft“, erzählt Jonathan. Nun, als Neuntklässler, ist er Zweiter geworden. „Jonathan wäre verdient Erster gewesen“, meint Jana Daur dazu und bringt ihren Mitstreiter fast schon in Verlegenheit. „Es macht einfach sehr viel Spaß“, sagt Jonathan Schackert.

Wer daran denkt, selbst einmal mitzumachen, dem geben die beiden ein paar Tipps: „Man sollte keine zu große Scheu haben“, sagt Jonathan. „Man sollte sich gerne mit Kontroversen beschäftigen“, sagt Jana. Und: „Es ist schlecht, streitlustig zu sein“, betont Jonathan, denn, so Jana: „Bei dem Wettbewerb wird anwaltlich debattiert und man vertritt Argumente abseits der eigenen Meinung.“

Der Wettbewerb

Idee: „Jugend debattiert“ ist das größte privat-öffentlich finanzierte Projekt zur sprachlich-politischen Bildung bundesweit und ist 2001 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau ins Leben gerufen worden. Seitdem steht der Wettbewerb unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Bundespräsidenten. Partner sind die Hertie-Stiftung, die Robert Bosch Stiftung, die Stiftung Mercator und die Heinz Nixdorf Stiftung sowie die Kultusministerkonferenz, die Kultusministerien und die Landesparlamente.

Hintergrund: Bundesweit beteiligen sich derzeit rund 1200 Schulen an „Jugend debattiert“. In Klasse 8 wird die Einheit im Unterricht behandelt. Die Schüler lernen, was eine gute Debatte ausmacht: Fairness, Sachlichkeit und das sorgfältige Abwägen der stärksten Argumente. Zugleich sollen die Teilnehmer an Politik herangeführt und zu demokratischem Handeln angeregt werden. Zudem geht es um kommunikativ orientierte Sprachförderung und Persönlichkeitsbildung.

Ablauf: Zunächst treten die Teilnehmer in der Klasse gegeneinander an. Es folgen Schulwettbewerbe, dann Wettbewerbe auf Regional- und Landesebene. Die Debatten laufen nach festen Regeln über ein vorgegebenes Thema. Jeder Schüler muss sich auf die Pro- und die Kontraseite vorbereiten. Ihr tatsächlicher Standpunkt in der Debatte wird ihnen zugeteilt – unabhängig von ihrer eigenen Meinung.

Finale: Beim Bundeswettbewerb in Berlin hat die Jury unter Vorsitz von Sandra Maischberger die Debattanten nach festen Kriterien bewertet: gewertet wurden Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft der jungen Teilnehmer. Das Thema für die Altersgruppe 1 war in diesem Jahr: „Sollen Kinderrechte ins Grundgesetz aufgenommen werden?“ Die zweite Altersgruppe debattierte über die Frage „Soll der Fastenmonat Ramadan bei der Planung von Schulveranstaltungen berücksichtigt werden?“ Das gesamte Finale gibt es hier zu sehen.