Weil er einen Mann in Bad Cannstatt mit der Stange eines Verkehrsschilds zusammengeschlagen hat, steht ein 24-Jähriger wegen versuchten Totschlags vor Gericht.

Stuttgart - Der 24-jährige des versuchten Totschlags Angeklagte sagt nichts zu den schweren Vorwürfen. Sein ein Jahr älterer Mitangeklagter, dem lediglich gefährliche Körperverletzung vorgeworfen wird, will dagegen vor der 1. Schwurgerichtskammer des Landgerichts Auskunft geben. Doch viel weiter bringt dies die Richterinnen und Richter auch nicht.

 

Es ist der frühe Morgen des 14. Juli 2019, ein Sonntag. Die zwei Angeklagten sollen an der Brückenstraße in Bad Cannstatt gegen 6.20 Uhr auf einen damals 32 Jahre alten Mann getroffen sein. Der 24-Jährige, so die Anklage, sei mit einer zerbrochenen Flasche auf den Mann losgegangen. Der 32-Jährige konnte der Attacke ausweichen. Dann habe sich der 24-Jährige die Stange eines mobilen Verkehrsschilds geschnappt und versucht, das Opfer zu schlagen. Die Stange sei von einer Hauswand abgebremst worden, ehe sie den Kopf des 32-Jährigen getroffen habe. Der Man ging zu Boden, die Täter prügelten weiter auf ihn ein. Dann seien die Schläger in Richtung Pragstraße geflüchtet, wobei einer der Beiden sichtlich gehinkt habe. Das Opfer erlitt mehrere schwere Frakturen im Gesicht und am Kopf.

Nun also die mit Spannung erwartete Aussage des 25-Jährigen vor Gericht: „Ich weiß eigentlich nicht mehr viel“, sagt der junge Stuttgarter. Man sei in irgendeinem Club bei einer Schaumparty gewesen und er habe sehr viel getrunken. Wie er zurück nach Bad Cannstatt gekommen sei und was sonst noch passiert sei, wisse er nicht mehr. „Ich bin irgendwann am nächsten Tag aufgewacht“, sagt er. Das war’s. Mehr ist über den gewaltsamen Vorfall vorerst nicht zu erfahren, auch über die Hintergründe nicht.

Etliche Male vorbestraft

Tatsache ist, dass sich der schweigsame Angeklagte seit Jahren durch Bad Cannstatt prügelt. Der 24-Jährige ist etliche Male vorbestraft, meist wegen Gewalt- und Drogendelikten. Er hat bereits einige Gefängnisaufenthalte hinter sich. Man kann ihn ohne Weiteres als Schulversager bezeichnen. Wann er zuletzt gearbeitet habe? „Weiß ich nicht.“ Er habe genug Geld. Woher? Drogengeschäfte, räumt er nach einigem Zögern ein. „Woher kommt diese Aggressivität“, fragt der Vorsitzende Richter. „Ich bin ohne Vater aufgewachsen – und in schlechter Umgebung“, sagt der Angeklagte, der seit dem 13. Lebensjahr Marihuana und Haschisch raucht.

Die zwei Männer stehen nicht zum ersten Mal wegen gemeinsam begangenen Gewaltdelikten vor Gericht. Der 25-Jährige, dem lediglich gefährliche Körperverletzung vorgeworfen wird, befindet sich nicht in Untersuchungshaft.

Am ersten Prozesstag werden mehrere Zeugen gehört. Eine Anwohnerin erinnert sich, wie ein Täter zum anderen gesagt hat: „Beeil dich, die Polizei kommt.“ Dann habe sie noch gehört, wie ein Schläger geprahlt habe: „Hast du gesehen, wie ich es ihm mit der Stange gegeben habe?“ Der Prozess wird am 12. April fortgesetzt.