Kreuzfahrten sind beliebt, aber nicht gut fürs Klima – oder? Eines gleich vorab: Die Herausforderung für die Umwelt sind nicht die Schiffe allein.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Um es auf den Punkt zu bringen: Schifffahrten sind aus ökologischer Sicht weiterhin problematisch. In erster Linie geht es aber nicht um das Klima, sondern um die Umweltverschmutzung: Denn die allermeisten Kreuzfahrtschiffe fahren weiterhin mit Schweröl, das für Maschinen an Land längst verboten ist. Dabei handelt es sich um ein Abfallprodukt in den Raffinerien, das im Gegensatz zu herkömmlichem Benzin oder Diesel sehr viel Schwefel, Stickstoff, Kupfer, Ruß oder Quecksilber enthält. Der Nabu-Experte Sönke Diesener hat ausgerechnet, dass ein einzelnes Kreuzfahrtschiff so viel Feinstaub ausstößt wie eine Million Autos.

 

Auch beim Klima ist die Bilanz nicht so gut. Diesener betont, dass fünf Kreuzfahrtschiffe, die in Hamburg im Hafen lägen, so viel Kohlendioxid produzieren wie alle 800 000 in Hamburg angemeldeten Autos zusammen; das liegt unter anderem daran, dass die Schiffsmotoren auch im Hafen 24 Stunden laufen, um Strom zu erzeugen.

Viele Passagiere reisen zudem mit dem Flugzeug an

Ein Passagier, der eine Woche in einer Doppelkabine eines großen Schiffes mit mehreren Tausend Gästen urlaubt, produziert ein CO2-Paket von rund zwei Tonnen. Das entspricht 12 000 Autokilometern. Angesichts der jährlichen deutschen Pro-Kopf-Emission von elf Tonnen ist das also nicht wenig. Allerdings würde ein Urlaub etwa in den USA allein für den Flug mit vier Tonnen zu Buche schlagen – Fliegen ist also noch klimaschädlicher. Wobei zur Wahrheit gehört: Die Passagiere einer Kreuzfahrt reisen sehr häufig mit dem Flugzeug an.

Mittlerweile hat sich aber bei den Kreuzfahrtschiffen einiges getan. Der Schwefelgehalt im Schweröl wurde drastisch reduziert; allerdings tanke die Hälfte immer noch das alte Schweröl, so Diesener. Viele Schiffe seien auch mit einem „Schwefelwäscher“ ausgestattet – doch das schwefelhaltige Wasser werde dann meist einfach ins Meer geleitet. Aida Cruises betreibt zwei ihrer zwölf Schiffe mittlerweile mit Flüssigerdgas, was die Schadstoffe stark, das Kohlendioxid aber kaum reduziert. Tui will baldmöglichst ein Schiff mit Methanol in Dienst nehmen, das umweltfreundlicher ist, wenn es mit erneuerbaren Energien hergestellt wurde.

Deutsche Reedereien haben sich auf den Weg gemacht

Vorreiter sind deutsche Reedereien beim sogenannten Landstrom – in manchen Häfen können die Schiffe ihre Motoren dann ausschalten. Da die Kreuzfahrtschiffe im Schnitt zu 40 Prozent der Zeit in Häfen vertäut sind, ist das ein enormer Erfolg, auch wenn noch zu wenig Häfen mitmachen. Sönke Diesener resümiert: „Die deutschen Reedereien sind weit vorne beim Wandel – aber es geht trotzdem noch zu langsam voran.“