Unterm Fernsehturm gibt es zwei Männer, die denselben ungewöhnlichen Namen haben, die sich aber noch nie begegnet sind. Das hat sich jetzt geändert.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Birkach/Hohenheim - Das Du lässt nicht lange auf sich warten. „Wir sind ja beide Genossen, also könnten wir uns doch duzen“, sagt Ulrich Fellmeth zu dem Mann, den er an jenem Nachmittag zum ersten Mal in echt sieht. Das Parteibuch der Sozialdemokraten ist nicht das Wichtigste, was die beiden gemeinsam haben. Der Mann, dem Ulrich Fellmeth eben das Du angeboten hat, heißt wie er: Ulrich Fellmeth.

 

Die Ulrich Fellmeths sind sich noch nie begegnet, obwohl ihre Lebenswelten während der vergangenen Jahre – geografisch gesehen – stets nah beieinander lagen. Der eine Ulrich Fellmeth lebt seit 1997 in Birkach, er wirbelt im Elternbeirat des Paracelsus-Gymnasiums Hohenheim und bis vor Kurzem im Bezirksbeirat. Der andere Ulrich Fellmeth arbeitet seit 1989 als Historiker an der Universität Hohenheim.

Beide wussten wohl, dass sie einen namentlichen Doppelgänger haben. Um sich auf eine Tasse Kaffee zu treffen, bedurfte es allerdings erst einer Einladung der Zeitung. Extra für diesen Zweck.

Bisher kam der Kontakt nicht zustande

„Es wäre ja kein großer Aufwand gewesen, Kontakt aufzunehmen“, sagt der 60-jährige Ulrich Fellmeth aus Birkach. „Aber es gab eine gewisse Zurückhaltung wegen des Professors.“ Da lächelt der Professor. Auch er hatte immer mal wieder den Gedanken, zum Telefon zu greifen und seinen Namensvetter anzurufen. Einfach aus Neugierde. „Aber es ist nie dazu gekommen“, sagt der 57-jährige Historiker. „Auf das Treffen habe ich mich jetzt richtig gefreut. Es war an der Zeit.“

Wäre es früher zu einer Begegnung gekommen, hätten sich die beiden Fellmeths schon eher über diverse Verwechslungsgeschichten ausgetauscht. Zum Beispiel, wie Ulrich Fellmeth, der Sozialpädagoge, im April 1999 seine Hochzeit in der „Speisemeisterei“ gefeiert hatte und sich der Ober den bei solchen Anlässen üblichen Bericht aus Hohenheims Historie geschenkt hatte. „Er hat gesagt: Das wird bei Ihnen hinfällig sein“, sagt Ulrich Fellmeth. Dachte er doch, er habe den Fachmann für die Geschichte der Uni vor sich. „Ich habe es nicht aufgeklärt“, sagt Ulrich Fellmeth. Und dann seien einmal Freunde von ihm zu einem Vortrag gegangen, weil sie dachten ihr Ulrich stünde am Rednerpult. Gesprochen hat dann aber ein fremder Mann.

Beide Fellmeths sind zum zweiten Mal verheiratet

Der andere Ulrich Fellmeth berichtet vom Anruf einer Jugendfreundin, die nach all den Jahren wieder Kontakt aufnehmen wollte. Nur, dass sie den Falschen am Apparat hatte. „Es kommt immer wieder vor, dass Leute anrufen, die eigentlich dich sprechen wollen“, sagt der Professor zum Sozialpädagogen.

Oder damals, als er bei einem offiziellen Empfang der Universität Stuttgart war und ihn jemand grüßte: „Genosse Fellmeth, ich freue mich, dass du für den Gemeinderat kandidierst.“ Die Veranstaltung sei nicht der richtige Ort gewesen, sich parteipolitisch zu outen, sagt der Professor Fellmeth. Zwar konnte er das mit seinen angeblichen Ambitionen für den Stuttgarter Gemeinderat rasch richtigstellen, doch die Genossenanrede entsprach ja sogar der Wahrheit.

Der Birkacher Ulrich Fellmeth heißt übrigens seit seiner Hochzeit im Jahr 1999 Fellmeth-Pfendtner. Er hat den Namen seiner Frau zusätzlich angenommen. Meist nennt er sich aber schlicht Fellmeth. Die Frau ist übrigens seine zweite. Auch diese Besonderheit verbindet ihn mit dem anderen Ulrich Fellmeth. Der Historiker ist seit 2007 zum zweiten Mal verheiratet.