Der Topspeed liegt bei 135 Kilometer pro Stunde und trotzdem ist StZN-Redakteur Konstantin Schwarz mit seinem E-Auto zufrieden. Für seinen Kollegen Martin Haar ist beim E-Auto lautlos Trumpf.

Stuttgart - Während in Stuttgart der Wettbewerb um die Plätze für E-Tankstellen läuft und die Stadt auf mehr öffentlichen Parkplätzen Ladesäulen zulassen will, nennen einige schon ein E-Auto ihr eigen. Die Redakteure Konstantin Schwarz und Martin Haar berichten von ihren Erfahrungen.

 

Mit etwas Planung kommt man fast überallhin

Vorab an alle Spontanurlauber: Ja, man kommt mit diesem Auto in einem Rutsch von Stuttgart an den Bodensee und auch ins Allgäu. Und nein, man kann damit nicht längere Zeit mit 180 über die Autobahn brettern. Nicht mal kurzzeitig, denn der Topspeed des Renault Zoe liegt offiziell bei 135 Kilometern pro Stunde. Aber unsanktioniert lassen sich selbst die im Großraum Stuttgart kaum ausleben.

Wichtiger als die Spitze ist die Ausdauer. Eine Batteriekapazität von 40 Kilowattstunden, die im Realbetrieb für bis zu 300 Kilometer gut sind, beruhigt. Eine verlässliche Ladestations-App entspannt noch mehr. Mit etwas Planung kommt man mit dem Elektrowagen in der Größe eines VW Polo also fast überall hin.

Ein Elektroauto ist kein Wagnis. Die Technik ist vergleichsweise simpel, funktioniert und wird mehr (Tesla) oder weniger (hier darf jeder seinen Favoriten einsetzen) hübsch verpackt angeboten. Schön wäre es, wenn die elitären Preise massentauglicher würden. Doch was im Prospekt steht, sollte keiner tatsächlich bezahlen. Ein hübscher Nachlass der sich reuig gebenden Hersteller war schon vor der Umweltprämie drin, die Händler stehen wie bei Otto und Diesel in einem scharfen Wettbewerb und zeigen sich verhandlungsbereit. Wer mit dem neuen Antrieb fremdelt und zur Probe fahren will, der bekommt die Stromer zum Praxistest bei vielen Händlern auch mal für ein ganzes Wochenende.

Das Elektroauto soll als Erstwagen taugen. Für 99,9 Prozent aller Strecken tut es das auch. Und der Rest? Die mobile Welt ist nicht ohne Alternativen. Bahn, Mietwagen, Autos von Freunden und ein 27 Jahre alter Zweisitzer wären zur Not ja auch noch da. Wir werden sehen.

Konstantin Schwarz

ist Redakteur im Ressort Stuttgart und Region und seit Juni Besitzer eines Elektroautos. Er hat sich dafür entschieden, weil sich nach 17 Jahren reparaturbedingt die Scheidung vom alten Diesel empfahl und ein E-Auto eine vernünftige Alternative darstellte.

Nie mehr Parkplatzprobleme

Lautlos ist Trumpf. Wer in Stuttgart mit einem Elektroauto um die Ecke biegt, macht Eindruck. Vielleicht einen stärkeren als mit einem röhrenden Ferrari. Seit das Thema Diesel in aller Munde ist, sind alle Verkehrsteilnehmer leicht unter Strom, wenn ihnen ein Stromer begegnet.

Was früher der Hund beim Gassigehen war, ist heute das E-Mobil: Anknüpfungspunkt, Austausch, Begegnung. Hinter dem Plausch steckt oft die Befriedigung von Neugier. Vielleicht auch die geheime Lust, selbst ohne Ruß, Abgase und Lärm, aber mit gutem Gewissen durch die City zu flitzen.

Aber ein Vorteil scheint für viele der ultimative Reiz zu sein: immer und überall in der Stadt kostenlos parken zu können. Das E-Auto, auch erkennbar durch das große E auf dem Kennzeichen, löst die Regeln des Parkraummanagements quasi in Luft auf. Kaum eine andere Stadt bietet E-Auto- und Hybridfahrern dieses Entgegenkommen an. Stuttgart ist da ganz weit vorne. Auch in Sachen Ladestationen. Schon jetzt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, seinen Wagen in der Stadt wieder aufzuladen.

Alles prima also? Nicht ganz. Wenn es da nicht die Fahrer mit Verbrennungsmotor gäbe, die mit Vorliebe auf diesen Plätzen an den Ladesäulen parken. Wer dringend Saft braucht, findet das meistens wenig lustig. Ob es Gedankenlosigkeit oder Rücksichtslosigkeit ist? Eine Politesse meinte neulich, es habe etwas mit Analphabetismus zu tun, da die Lage per Verkehrsschild sehr deutlich werde. Wie auch immer. Die dann fälligen Strafzettel werden manche locker wegstecken. 15 Euro Buße schrecken nur wenige ab. Fazit: Für E-Auto-Fahrer ist in der Stadt fast alles prima.

Martin Haar ist Redakteur im Lokalen und seit Februar 2017 Besitzer eines Elektromobils (Renault Twizy). Der Grund für die Anschaffung war der Wechsel vom Pressehaus in Möhringen in die Stadtleben-Redaktion am Hans-im-Glück-Brunnen in der City.