2019 stellt ein Übergangsjahr dar in Bezug auf das Vorhaben, den Neckar in Stuttgart endlich erlebbar zu machen. Immerhin: Zwei Schiffe stehen in den Startlöchern, die Stadt kündigt außerdem den Baubeginn für weitere Projekte am Fluss an.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Schützenhilfe, um den Neckar zu erleben, kommt ausgerechnet aus Heilbronn. Die Stadt im Unterland war bisher nicht gerade als städtebaulicher Jachthafen bekannt, hat in Vorbereitung auf die Bundesgartenschau (Buga) aber eine ganze Straße entfernen lassen, um die Stadt näher ans Wasser zu bringen.

 

Die Buga beginnt Mitte April. Bereits kurz zuvor, am 31. März, feiert die Experimenta, die aufwendig erweitert wurde, Wiedereröffnung. Als Botschafter des Science Centers ankert ab 25. Februar die MS Experimenta am Wasen in Stuttgart. Bis 17. März wird der 105 Meter lange Kahn auf 500 Quadratmetern seine Labors und Werkstätten für Kinder öffnen.

Die MS Experimenta ist ein schwimmendes Science Center

Heimlicher Kapitän des umgebauten, ehemaligen Tankschiffs, das einst Diesel durch Europa kutschiert hat, ist Robert Schwan. Der Marketingleiter hat, so viel schlechter Wortwitz muss sein, den ehemaligen Lastenkahn in einen schönen Schwan verwandeln lassen. „2018 ist die Zulassung für Einhüllentankschiffe ausgelaufen, so sind wir günstig an das Schiff gekommen“, erklärt er. Nicht ganz so günstig dürften die Umbauarbeiten in ein schwimmendes Klassenzimmer gewesen sein. Über Geld spricht man in Heilbronn aber nicht, man hat es, dank Dieter Schwarz, der mit Lidl und Kaufland ein paar Euro verdient hat und seine Heimatstadt nun in eine Wissenschaftshochburg verwandelt.

Das Schiff diente während der Phase des Experimenta-Um- und Neubaus als Ersatz, über 30 000 Besucher nutzten die Lern-Angebote des schwimmenden Science Centers im vergangenen Jahr. In Stuttgart geht die Crew nun eine ungewöhnliche Kooperation mit dem VfB Stuttgart ein. Unter dem Motto „Wissen macht Kick“ wird es bis 17. März viele interaktive Angebote geben.

Mit Fridas Pier steht in Gaisburg ein Popkultur-Projekt am Neckar in den Startlöchern

Nachwuchshoffnungen können ihre Schussgeschwindigkeit an einem Exponat messen. Außerdem kommen künftige KFZ-Meister auf ihre Kosten: In der Autowerkstatt können junge Tüftler den Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 als Modell nachbauen und mit nach Hause nehmen.

Während der Buga wird das Schiff dann wieder in Heilbronn vor Anker liegen. Im kommenden Jahr soll der Wissenstanker deutschlandweit auf große Fahrt gehen und für das Science Center werben. Dann ist man in Stuttgart hoffentlich auch nicht mehr auf Heilbronner Schützenhilfe am Neckar angewiesen. Seit Ende 2018 steht in Gaisburg an einer ehemaligen Kohleverladestelle nämlich die Wilhelm Knipscheer bereit. Der ehemalige Lastenkahn wurde in ein Event-Schiff umgebaut – in Heilbronn – und soll mit einer betörenden Industriekulisse im Rücken, bestehend aus altem Kran und Förderband, als Fridas Pier bald ein Ort der Popkultur werden. „Wir haben viele Anfragen für Firmen-Events und bauen weiterhin fleißig um“, sagt Deniz Keser, einer der Betreiber des Projektes, der die Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart hervorhebt.

Bei zwei Neckar-Projekten der Stadt verzögert sich der Baubeginn

Wie kompliziert Projekte am Fluss sein können, hat die Verwaltung bei zwei ihrer eigenen Vorhaben soeben erfahren musste. „Den Fluss zu einem Erlebnisraum zu machen, ist herausfordernd, da er auch noch eine Bundeswasserstraße ist“, sagt Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne),

Bei den Projekten Lindenschulviertel und Hechtkopf sollte eigentlich schon gebaut werden, in beiden Fällen musste der Baubeginn aber auf Ende des Jahres verschoben werden, Stichwort „Genehmigungsverfahren, aufwendig“. Der Hechtkopf beim Cannstatter Sicherheitshafen soll in einen kleinen Freizeitpark umgestaltet werden. In Untertürkheim soll im Bereich des Lindenschulviertels das Ufer aufgehübscht werden.