Eine Chinesin reist illegal ein. Nun legt man ihren hier geborenen Kindern Knüppel in den Weg. Statt Sippenhaft wäre ein schnelles Aufenthaltsverfahren hilfreicher und im übrigen billiger, meint Redakteurin Barbara Czimmer.

Stuttgart - Eine gute Schulbildung, Fleiß, Identifikation mit dem Land sowie das Beherrschen der deutschen Sprache sollen bleibewillige Ausländer mitbringen. Das darf man mit Fug und Recht erwarten. Ein chinesisches Geschwisterpaar bringt all dies mit und darf seine Fähigkeiten doch nicht ausspielen. Das Arbeiten wurde den beiden jungen Menschen verboten, das Verharren in Stuttgart geboten.

 

Zeitgleich beklagen Industrie, Handwerk, Gastronomie und Wissenschaft wechselweise den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel. Politiker schlagen neue Wege vor, wie man Ausländern die Arbeit hierzulande schmackhaft machen und den Aufenthalt ermöglichen könnte. Verkehrte Welt!

Klare Verhältnisse schaffen

Der Stuttgarter Einzelfall zeigt, dass Gesetze und Vereinbarungen, zum Beispiel jene im Koalitionsvertrag, zwar sehr geschliffen klingen, dass die Umsetzung in der Praxis aber heftig holpern kann. Schlimmer noch: Der Fall erweckt den nicht ganz unbegründeten Eindruck, dass hier zwei Kinder für den Fehler ihrer Mutter büßen, die sich einstmals unter falschem Namen eine Duldung erschlichen hat.

Will man mit ruppiger Art ein Exempel statuieren und die Kinder für eine Tat bestrafen, die sie nicht beeinflussen konnten? Statt sie dabei zu begleiten, ihren vagen Status auf gesunde Füße zu stellen – womit die Mutter gescheitert ist –, droht Sippenhaft. Dabei sollte Bürokratie eigentlich klare Verhältnisse schaffen.