Bezirksvorsteherin Sabine Mezger will die Vermüllung im Stadtbezirk in den Griff bekommen. In dem Zusammenhang soll es im Stuttgarter Norden Taubentürme geben.

Stuttgart-Nord -

 

Sabine Mezger sagt von sich, sie sei Bezirksvorsteherin mit Leib und Seele. In ihrer zweiten Amtszeit will sie das erneut unter Beweis stellen, indem sie mit dem Bezirksbeirat Projekte anstößt, die die Menschen im Stadtbezirk verbindet. Denn nur Wohnungen zu bauen, das ist ihr zu wenig. Auch das Umfeld soll stimmen.

Frau Mezger, Sie haben keinen Zweifel daran gelassen, dass Sie Bezirksvorsteherin bleiben wollen. Ihre Partei, die CDU, kann auf Grund des schlechten Wahlergebnisses nur noch einen statt zwei Vorsteher stellen. Das muss eine Zitterpartie gewesen sein.

Keine Zitterpartie, aber eine gewisse Anspannung war da. Ich hatte der Fraktion und dem Kreisvorstand von Anfang an signalisiert, dass ich Bezirksvorsteherin bleiben möchte. Beide Gremien haben das befürwortet. Dass ich dann vom Gemeinderat mit dem tollen Ergebnis von nur drei Gegenstimmen bestätigt worden bin, gibt mir enormen Rückenwind.

Nach Ihrer Wahl sagten Sie: Jetzt muss ich liefern. Fühlen Sie sich unter Druck?

Nicht unter Druck, sondern sehr ermutigt. Ein so gutes Wahlergebnis zeigt, dass die Erwartungen in mich groß sind – und die will ich so gut es geht erfüllen. Das heißt, ich werde mich mit viel Kraft zusammen mit dem Bezirksbeirat für den Stadtbezirk und seine Bürger einsetzen.

Was wollen Sie alles anpacken?

Die Frage ist doch: Welche Bedürfnisse haben junge Familien, Singles, Kinder, Jugendliche und Senioren? Was macht das Leben für sie im Bezirk besser? Welche Möglichkeiten gibt es, damit Nachbarn ins Gespräch miteinander kommen? Wo kann der Bezirksbeirat zu den Angeboten der Institutionen Zusätzliches schaffen? Ein weiterer Punkt ist, dass der Stadtbezirk Nord noch nicht das Zertifikat Fairtrade bekommen hat. Das will ich dadurch ändern, dass wir als Bezirksbeirat bestimmte Geschäfte und auch die Gastronomie davon überzeugen, fair gehandelte Produkte anzubieten. Die Vermüllung ist ein großes Problem. Statt nur an den Gemeinsinn der Menschen zu appellieren, müssen wir Ideen entwickeln. In dem Zusammenhang ist ein weiteres Anliegen, am Nordbahnhof und am Killesberg einen Taubenturm zu bekommen. Und außerdem müssen wir  . . .

„Taubentürme helfen Dreck zu vermeiden“

Stopp, es gibt noch mehr Fragen. Apropos Taubenturm, das wird nicht jeden freuen.

. .  . müssen wir die Sicherheit der Verkehrs- und Schulwege im Blick behalten, besonders in der Robert-Bosch-, der Parler- und der Lenbachstraße. Was die Tauben angeht: So lange an der Roten Wand Kühlschränke entsorgt und in Parks und auf Straßen bei uns zerschlagene Glasflaschen und Müll verteilt werden, sollte sich niemand über Taubentürme aufregen. Durch die wird Dreck vermieden.

Was wird sich von Ihren Plänen verwirklichen lassen?

Der Bezirksbeirat muss entscheiden, was ihm wichtig ist. Vieles hängt vom Geld ab und vom Willen des Gemeinderats, Geld in die Hand zu nehmen, wenn es über unser Budget hinaus geht.

Sie haben doch Geld. Ihr Budget wurde kräftig aufgestockt, auf 50 000 Euro.

Trotzdem muss man rechnen, denn immerhin sind das Steuergelder. Ganz wichtig ist mir, dass wir das Geld für Dinge ausgeben, von denen die Menschen im Bezirk etwas haben und für Projekte, die sie zusammen bringen. Im Bezirksbeirat werden wir dafür gute Ideen entwickeln.

Welche „Baustellen“ sind aus den vergangenen fünf Jahren offen geblieben?

Die Zufahrt zur Tiefgarage im geplanten Wohnquartier Rote Wand ist noch nicht geklärt. Ich hoffe, dass sich das einstimmige Votum des Bezirksbeirats durchsetzt, sie nicht an der Landenbergerstraße zu bauen. Der größte Brocken ist die Planung im Nordbahnhof und Rosenstein. Die wird uns lange beschäftigen. Wohnhäuser zu bauen reicht nicht, auch das Umfeld muss stimmen.

Erstmals ist ein AfD-Mitglied in Ihrem Beirat vertreten. Wie wollen Sie damit umgehen?

Das ist eine demokratischen Entscheidung. Die habe ich als Bezirksvorsteherin nicht zu kommentieren. Solange die Diskussionen sachlich bleiben, habe ich kein Problem damit.

Obwohl Sie CDU-Mitglied sind, sind Sie als Bezirksvorsteherin zur Neutralität verpflichtet. Schaffen Sie das immer?

Ganz klar: ja. Ich vertrete nicht nur den Beirat, sondern auch die Bürger. Ohne Neutralität geht das nicht. Bei den Beiräten ist die politische Couleur eher erkennbar. Aber wir hangeln uns zum Glück alle sachlich an den Themen lang. Deshalb können wir der Stadtverwaltung auch gute Vorschläge machen, die vom Bezirksbeirat oft einstimmig getragen werden.

Frustriert es Sie, wenn Anträge und Anregungen nicht umgesetzt werden?

Mir fällt ad hoc nicht ein, was abgebügelt worden wäre. Klar, so wie die Kreuzung Doggenburg umgebaut wird, gefällt nicht jedem Beirat. Andere finden’s gut. Das wird immer so sein. Und manches dauert eben. Unser Antrag, die Häuser im Höhenpark vor dem Verfall zu retten und bewohnbar zu machen, wird auch nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Da braucht es Geduld und Biss. Man muss dran bleiben und nachfragen. Gut wäre, wenn manches früher an den Beirat herangetragen würde. Doch Frustration sollte nicht Taktgeber in der Zusammenarbeit mit Gemeinderat und Verwaltung sein.

Am Montag, 16. September, 18.30 Uhr, ist im Rathaus die erste Sitzung nach der Sommerpause. Auf was freuen Sie sich in der kommenden Zeit ?

Auf eine zwar nicht immer einfache, aber auf jeden Fall spannende Zusammenarbeit mit einem tollen, engagierten und sehr heterogenen Gremium.

Das Gespräch führte Eva Funke